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Borussia Mönchengladbach vs SC Freiburg
Borussia Mönchengladbach vs SC Freiburg

Freiburger Tor-Bingo | Borussia Mönchengladbach vs SC Freiburg

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Bei einem historischen Bundesliga-Sieg erzielte der SC Freiburg sechs Tore gegen Borussia Mönchengladbach. Eine Analyse der Tore zeigt, dass auf die ein oder andere Art jedes Tor nach typischem Freiburg-Muster fiel.

Aufstellung SC Freiburg

Der SC Freiburg setzt auf das altbekannte 4-2-3-1, das sich gerne zu einem 4-2-2-2 verschiebt. Einzige Änderung zum letzten Spiel: Ermedin Demirovic ersetzt Woo-Yeong Jeong, Lucas Höler schiebt zurück auf die Zehn.

0:1 Maximilian Eggestein (2. Minute, Schade)

Direkt das erste Tor zeigt ein Muster, über das Balljungs.com vor dem Spiel noch berichtete: Kevin Schade, der als Rechtsaußen begonnen hatte, zog immer wieder ins Zentrum und „rotierte“ mit seinen Mitspielern, auch wenn Jeong diesmal nicht auf dem Feld war. Er wurde hier von Grifo hinter der Abwehrkette angespielt und machte den Ball fest. Auch wenn das nicht der entscheidende Moment war, in dem die Gladbacher Defensive durcheinander war, eröffnete Freiburg diesen Spielzug doch so, wie sie schon gegen Bochum häufiger spielten.

Nachdem Schade sich das erste Mal festdribbelte, kam der Ball nach außen zu Linksverteidiger Günter, der unter Druck das Auge für seinen Mitspieler Schade behielt, anstatt blind ins Zentrum zu flanken. Auf Höhe der 16m-Linie angespielt, dribbelte Schade dann an Rechtsverteidiger Stefan Lainer vorbei und flankte flach in den Rückraum. Hier wartete der rechte zentrale Mittelfeldspieler Maximilian Eggestein. Auch dieses Muster, den Achter in den Rückraum des 16ers zu stellen, wurde diese Saison schon öfter ausgenutzt. Besonders Yannik Keitel verfehlte das Tor aus diesen Positionen mehrfach. Eggestein behielt jedoch die Nerven und netzt ein.

0:2 Kevin Schade (5. Minute, Günter)

Das zweite Tor begann mit einem hohen Anspiel von Mark Flekken auf Lucas Höler, der im Kopfballduell den Ball nach Linksaußen zu Vincenzo Grifo verlängert. Diese Saison spielt Freiburg zwar häufiger hinten raus, aber gerade gegen physische Pressing-Mannschaften hatte Freiburg derartiges Übergehen des Spielaufbaus auch in der Vergangenheit schon oft gezeigt.

Grifo dribbelte dann nach innen und zog Rechtsverteidiger Stefan Lainer mit sich. Dieses nach-innen-Dribbeln sorgt für viel Platz auf dem Flügel, der von Günter ausgenutzt wird. Unüblich ist hier, dass Grifo ihn nicht direkt tief schickt, sondern zunächst Demirovic tief schickte, jedoch bleibt das taktische Muster.

Dass Günter ein toller Flankenspieler ist, ist mittlerweile bekannt. Und auch das hohe Anspiel auf den physischen Schade, der vom rechten Flügel in die Zentrale zieht, hat man im letzten Bundesligaspiel gegen Bochum gleich mehrfach sehen können. Es reichte zu zwei Abschlüssen und mehreren verlorenen Kopfballduellen. Diesen Spieler verteidigt Gladbach jedoch nur mit Linksverteidiger Joe Scally, der zwar ähnlich groß, in seiner Physis und Sprungkraft jedoch weit unterlegen ist.

0:3 Philipp Lienhart (12. Minute)

Mit dem dritten Tor begannen dann die Standard-Festspiele. Freiburgs Standard-Stärke diese Saison ist beeindruckend – besonders passend dazu, dass Philipp Lienhart das erste Tor nach einem Standard erzielte. Denn Lienhart ist mit vier Toren geteilter Toptorschütze der Freiburger – ein Innenverteidiger. Verständlicherweise alle Tore nach Standard.

Dass Grifo sehr gerne die Freistöße aufs Tor zieht, ist ebenfalls kein neues Muster. Auch dass der andere Innenverteidiger, Nico Schlotterbeck, sehr gerne der Zielspieler von Freistößen ist, ließ sich diese Saison vermehrt feststellen – und wird auch später noch eine Rolle spielen. Schlotterbeck verpasst jedoch, Sommer wird überrascht und kann den Ball nur nach vorne abwehren, sodass Lienhart ins leere Tor abstaubt – wie eigentlich jedes Mal.

0:4 Nicolas Höfler (19. Minute, Grifo)

In Freiburg ist sie längst bekannt, in der Bundesliga dürfte sie es spätestens jetzt sein: Der klassische Höfler-Standard. Nicolas Höfler sucht sich eine zentrale Position und dort einen Gegenspieler und läuft dann in einem 90°-Bogen den kurzen Pfosten an, wo er vom Eckball-Schützen auf dem Kopf angespielt wird. Passend zum letzten Höfler-Standard-Tor gegen Fürth war es auch diesmal nicht der letzte Kontakt, denn Gladbachs Marcus Thuram fälschte noch ins eigene Tor ab.

0:5 Lucas Höler (25. Minute, Höfler)

Beim 0:3 schon erwähnt – hier kommt es wieder: Zielspieler bei Freistößen ist, sofern man nicht den Höfler-Standard spielt, meist Nico Schlotterbeck. Dieser hat sich hier im Rücken der gesamten Spielertraube etwas abgesetzt und wurde mit einem langen Ball über diese hinweg angespielt, um dann den Ball wieder ins Zentrum zu köpfen und mit Verwirrung bei der gegnerischen Abwehr für Torchancen zu sorgen. Ein häufiger, bisher eher nicht erfolgreich, verwendetes Freiburger Standard-Muster.

Dieses Verwirren begann schon damit, dass zwei Freiburger (Höfler und Höler – beide später mit direkter Torbeteiligung) sich zu früh absetzten und in die Tiefe sprinteten. Von dort mussten sie zwar aus dem Abseits zurücklaufen, jedoch nahm das die Aufmerksamkeit von Schlotterbecks freier Position im Rücken der Spieler. Ob das Absicht war, müsste man die Standard-Trainer fragen.

Diese Verwirrung wurde auch im Zentrum erkennbar, denn Innenverteidiger Nico Elvedi köpfte den Ball nur weiter und konnte ihn nicht klären, daraufhin köpfte Höfler (erneut am ehemals kurzen Pfosten postiert) den Ball wieder in die Zentrale und Höler köpfte dann wiederum aus kürzester Entfernung den Ball über die Linie. Elvedi, der mit beiden Spielern alleine gelassen wurde, konnte nichts mehr retten.

0:6 Nico Schlotterbeck (38. Minute, Grifo)

Auch das sechste Tor fiel nach einem Standard. Auch dieses Tor hatte wieder Nico Schlotterbeck als direktes Ziel ausgemacht. Wieder kommt der Standard von Grifo. Das sechste Tor hat kein besonderes eigenständiges Muster, sondern ist mehr eine Art „Wiederholung“ von Lienharts 0:3. Jedoch kommt diesmal Schlotterbeck selbst an den Ball – oder nicht?

Denn die Zeitlupe zeigt: Der Ball prallt zwar Schlotterbeck oben auf den Kopf, in Richtung Tor fliegt er jedoch erst, nachdem er Bensebainis Kopf trifft. Formal müsste es also eigentlich ein Eigentor sein, doch beide werden sich freuen, dass das Tor von der DFL dem Freiburger zugeschrieben wurde.

Typische SC-Muster führen zum Erfolg

Insgesamt erzielte der SC Freiburg sechs Tore – nach einem nicht gegebenen Elfmeter hätte eigentlich noch das siebte fallen müssen – und hatte kaum Mühe, Borussia Mönchengladbach zu besiegen. Dabei griff man ausschließlich auf in der Vergangenheit gut analysierbare Muster zurück, auf die Gladbach scheinbar nicht vorbereitet war:

  • Offensive Spielerrotation mit Kevin Schade in der Hauptrolle
  • Grifo öffnet Räume für Günter + Kopfballstärke von Schade gegen Außenverteidiger
  • Grifo-Standard in Richtung Schlotterbeck – Lienhart staubt ab
  • Höfler-Ecke
  • Freistoß über die Spielertraube zu Schlotterbeck
  • Grifo-Standard in Richtung Schlotterbeck

Wie es passieren kann, dass eine Mannschaft all ihre altbekannten Muster auspackt und mit diesen derart erfolgreich ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Ob die Muster in der Analyse Gladbachs nicht erkannt wurden, sie nicht entsprechend an die Spieler weitergegeben wurden oder die Mannschaft als solches einfach an diesem Tag nicht funktionierte: Der SC Freiburg hat einen herausragenden Sieg erzielt.

Nicht nur stellte man den Vereinsrekord für den höchsten Bundesliga-Sieg auf. Der SC Freiburg ist das erste Team, das auswärts nach 25 Spielminuten bereits mit fünf Toren in Führung lag. Daheim schaffte das bereits eine Mannschaft – Gegner Gladbach – jedoch konnte das noch niemand im gegnerischen Stadion vorweisen.

Die gezeigten Screenshots des Fußballspiels Borussia Mönchengladbach gegen SC Freiburg unterliegen dem Urheberrechtsgesetz und wurden von DAZN übertragen. Sie werden hier im Sinne des §51 des Urheberrechtsgesetzes als Zitate verwendet, um die beschriebenen Szenarien bildlich zu untermauern. Sollte dies trotzdem nicht gewünscht sein, so werden sie auf Bitte des Rechteinhabers unverzüglich entfernt.

Autor: Nik Staiger (Twitter @Nik_Staiger)

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