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Freiburger Abschlussqualität: Kaum Tore aus dem laufenden Spiel?

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Nur zwölf Tore aus dem laufenden Spiel sind zu wenig – vor allem für eine Mannschaft, die derzeit um den europäischen Wettbewerb mitspielt. Woran liegt es? Wie schätzt Christian Streich die Situation ein?

Die Tore fehlen dem SC Freiburg

Christian Streich ordnet die derzeitige Situation nüchtern ein: „Wir haben ein bisschen viele Torchancen aus dem Spiel liegen lassen.“ Doch eigentlich stecken hinter „ein bisschen“ sogar relativ viele gute Chancen, die der SC Freiburg herausgearbeitet hat. Bei den drei Niederlagen gegen Hoffenheim, Frankfurt und Bochum verpatzte man direkt vier Großchancen (>0.3 xG) aus dem laufenden Spiel heraus.

Selbst ohne Vincenzo Grifos verschossenen Elfmeter hätte man durch diese vier Tore gleich vier weitere Punkte eingesammelt und wäre mit nur einer Niederlage aus den Spielen gegangen – und auch bei dieser (dann 1:2-) Niederlage gegen Frankfurt hatte man in Summe die besseren Chancen (1.57:1.24 xG) als der Gegner.

„Wir werden mit am meisten gefoult“

Viele Aktionen aus dem laufenden Spiel enden jedoch gar nicht erst in Chancen, erklärt Streich, denn der SC Freiburg gehöre zu den meistgefoulten Mannschaften der Liga. Mit 187 gegnerischen Fouls liegt der SC Freiburg diese Saison jedoch nur auf Platz 7 dieser Statistik.

Explizit viel gefoult wird aber Mittelstürmer Lucas Höler. Mit 2,61 gezogenen Fouls pro 90 Minuten liegt er auf dem dritten Platz der Individualspieler. „Dann kriegst du einen Freistoß, aber kannst natürlich nicht mehr aus dem Spiel heraus treffen.“

Die Chancen sind da

Unglücklich ist Streich mit der Situation aber trotzdem: „Wenn wir drei Tore mehr machen, hätten wir 15 und das wäre okay. So sind es leider nur zwölf. Ich kann nicht zu ihnen sagen: Schießt Tore aus dem Spiel heraus!“ Das Problem ist für den Cheftrainer besonders verzwickt, denn es ist kein taktisches.

Der SC Freiburg kommt – wie oben gezeigt – in gute Abschlusspositionen, sie erzielen einfach nur keine Tore. „Wir kommen in die Box und haben sie auch gut besetzt“, erklärt Streich die eigentlich gute Vorarbeit der Freiburger. Ein Paradebeispiel dieser Boxbesetzung ist das erste Tor gegen Borussia Mönchengladbach. Nachdem Lucas Höler verpasste, standen mit Torschütze Maximilian Eggestein und dahinter Ermedin Demirovic noch zwei weitere Abschlussspieler bereit.

„Keine Garantien“ – fehlt der Goalgetter?

„Wir haben keinen Spieler, wo du sagen kannst, der schießt 20 Tore“, erklärt Christian Streich schwärmend von Topstürmern wie Andrej Kramaric, Erling Haaland oder Robert Lewandowski und fügt mit einem Lächeln an: „Oder 40.“ Spieler dieser Qualität seien, selbst wenn es sie mal gebe, nicht lange beim SC Freiburg.

Ein Spieler, der diese Qualität früher zeigte, ist Nils Petersen. Doch der Edeljoker war zuletzt lange verletzt und konnte seine Magie diese Saison erst einmal versprühen: Gegen die Berliner Hertha erzielte er kurz nach seiner Einwechslung den 2:1-Siegtreffer per Fallrückzieher. Doch auch dieses Tor fiel – SC-typisch – nach einem Eckball.

„So unterschiedlich sind einzelne Saisons“, resümiert er im Vergleich zur letzten Spielzeit, „Bei Andre Silva in Leipzig ist es auch so – du hast keine Garantie.“ Generell ist ein Torjäger auch immer mit Kosten verbunden – finanziell und in Bezug auf sonstige Qualitäten.

„Lucas Höler spielt einfach richtig gut“

Freiburgs Sportdirektor Klemens Hartenbach erklärte in einem Interview mit dem Kicker: „Wenn ein Stürmer für eine gewisse Torgarantie steht, hat er in 80% der Fälle andere Defizite, die unser Gesamtspiel eher negativ beeinflussen. Wir leben auch davon, dass die Jungs vorne den Gegner bearbeiten, ihn lange nerven, um dann Fehler auszunutzen.“

Der Spieler, der die von Hartenbach beschriebenen Qualitäten nahezu perfekt ausfüllt, ist Lucas Höler. (Lucas Höler – Freiburgs „American Dream“) Deshalb spielt er auch, obwohl er nicht der geborene Torjäger ist. Mit nur vier Toren teilt er sich Freiburgs Torjägerkanone aktuell mit Vincenzo Grifo und Innenverteidiger Philipp Lienhart.

„Er hat natürlich auch zwei oder drei Dinger liegen gelassen. Aber er spielt, weil er derartig wichtig für die Mannschaft ist – und weil er einfach richtig gut spielt“, erklärt Christian Streich die Situation, dass Höler in allen 19 Saisonspielen in der Startelf stand. Doch was machen seine Mitangreifer?

Niemand mehr für Tore gut?

Vincenzo Grifo schoss zwar schon vier Tore, jedoch alle durch Standards, zwei sogar nur durch Elfmeter.. (Streich: „Nicht jeder hat einen Vince“ – SC Freiburgs starke Standards) Die anderen Top-Torschützen der Vergangenheit spielen kaum eine Rolle. Bei Nils Petersen hat das verletzungsbedingte Gründe. Auch der mit acht Toren letzte Saison gleichstarke Roland Sallai kämpfte mit einer Verletzung – und den Nachwirkungen der intensiven Europameisterschaft.

„Roland kam verspätet von der Europameisterschaft und hat dann das erste Spiel nicht gemacht. Dann hat er gespielt und auch einmal getroffen, aber dann kam die Verletzung. Jetzt ist er einfach noch nicht in der Verfassung, dass er von Anfang an spielt.“ Doch auch abseits der Verletzung zeigte Sallai noch nicht die Leistungen der letzten Saison. In 13 Einsätzen (4x Startelf) liegt ein einziges Tor hinter seinen Ansprüchen.

Doch dafür erzielten diese Saison Woo-Yeong Jeong und Kevin Schade – zusammen kommen sie auf vier– so viele Tore wie Sallai letzte Saison zur gleichen Zeit hatte. Zusammen mit Sallais Tor stimmt die Leistung von der rechten Seite also?

Halb so viele Mittelstürmer – halb so viele Tore?

Nicht ganz. Denn zwei seiner drei Tore erzielte der Südkoreaner aus einer zentralen Position – der „zweiten Spitze“. Durch das viel gespielte 3-4-3-System gibt es diese Position jedoch häufiger gar nicht im Freiburger System – und dadurch fehlen die Tore.

Nicht nur Nils Petersen, auch Goalgetter Nummer vier – Ermedin Demirovic – ist kaum auf dem Feld. Er erzielte vergangene Saison ebenfalls fünf Tore. Zuletzt durfte er zwar zweimal in der Startelf ran, eine größere Rolle spielte er diese Saison aber noch nicht. Entsprechend hat er auch noch kein Tor geschossen.

Im Vergleich zur letzten Saison fehlen also vor allem die Tore aus der Zentrale. Während letzte Saison nach 15 Spieltagen zehn Tore von Mittelstürmern geschossen wurden, sind es diese Saison erst sechs. Nur knapp mehr als die Hälfte. Alleine auf die Formation ist es jedoch nicht zurückzuführen, denn auch vergangene Saison spielte man – wie diese – nur sieben Spiele mit Doppelspitze.

Autor: Nik Staiger (Twitter @Nik_Staiger)

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