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Aufstrebende Fußballnationen: Dänemark, Polen und Tschechien auf dem Weg nach oben

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In der europäischen Fußballlandschaft ist Bewegung: Während sich die traditionellen Topligen zunehmend globalisieren, wächst das Interesse an aufstrebenden Fußballnationen, die mit neuen Konzepten, klugen Investitionen und ambitionierten Visionen überraschen.

Dänemark, Polen und Tschechien zählen dabei zu den auffälligsten Vertretern. Diese Länder erleben einen strukturellen wie sportlichen Aufschwung – sowohl auf Vereinsebene als auch im Nationalmannschaftsbereich. Der „Kicker“ beschrieb jüngst in einem ausführlichen Artikel den Start in die neue Saison dieser drei Länder als „Aufbruch mit Signalwirkung“. Zeit für eine tiefere Analyse.

Professionalisierung und Investments: Die Basis des Aufstiegs

Die nationale Fußballstruktur spielt eine zentrale Rolle in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Alle drei Länder haben in den letzten Jahren gezielt in Infrastruktur, Vermarktung und Nachwuchsförderung investiert. Besonders auffällig ist Dänemark, wo Clubs wie FC Midtjylland oder FC Nordsjælland datengetriebene Strategien und Akademiemodelle etabliert haben. Laut FCN-Sportdirektor Jan Laursen sei „die Kombination aus Datenanalyse, Vertrauen in junge Spieler und Nachhaltigkeit der Schlüssel“.

In Polen wiederum hat die Ekstraklasa in Sachen Digitalisierung und Vermarktung deutlich aufgeholt. Die Einführung moderner Stadionstrukturen – vor allem im Zuge der EM 2012 – hat langfristige Effekte. „Früher war die Ekstraklasa ein Abenteuer für Spieler – heute ist sie ein Karriereweg“, so ein Zitat des polnischen Trainers Marek Papszun (ehemals Raków Częstochowa).

Tschechien hingegen punktet mit einer stabilen Klublandschaft: Sparta und Slavia Prag investieren gezielt in Nachwuchs, während der FK Viktoria Plzeň international regelmäßig Achtungserfolge erzielt. Auch das UEFA-Club-Ranking spiegelt diesen Trend wider: Alle drei Nationen haben in den letzten Jahren deutlich Punkte gesammelt.

Nationalmannschaften im Wandel – Männer wie Frauen

Dänemark

Die dänische Männer-Nationalmannschaft hat sich nach dem EM-Halbfinale 2021 endgültig unter Europas Spitzenteams etabliert. Mit Spielern wie Christian Eriksen, Rasmus Højlund und Andreas Christensen verfügt das Team über eine Mischung aus internationaler Erfahrung und aufstrebenden Talenten.

Weniger bekannt, aber ebenso bemerkenswert ist der Neuaufbau im Frauenfußball: Nach dem Finaleinzug bei der Frauen-EM 2017 stagnierte die Entwicklung, doch mit dem neuen Trainer Andrée Jeglertz will der dänische Verband neue Akzente setzen. Die EM-Qualifikation 2025 läuft bislang holprig – u. a. gab es ein 2:3 gegen Polen – aber der Wille zum Umbau ist deutlich. Jeglertz betonte jüngst: „Wir brauchen Geduld, aber auch Mut zur Veränderung.“

Polen

Polens Männerteam erlebt nach der Ära Lewandowski einen strukturellen Umbruch. Junge Talente wie Nicola Zalewski (AS Rom) und Jakub Kamiński (VfL Wolfsburg) sollen für frischen Wind sorgen. Unter Trainer Michał Probierz ist die Mannschaft in der Nations League konkurrenzfähig, auch wenn es an Konstanz mangelt.

Für Furore sorgt allerdings vor allem die Frauen-Nationalmannschaft: 2025 steht die allererste Teilnahme an einer Europameisterschaft bevor. Historische Tore gegen Dänemark und ein Sieg gegen Österreich untermauern den Wandel. „Wir schreiben Geschichte“, erklärte Kapitänin Ewa Pajor nach dem Quali-Erfolg. Der polnische Verband PZPN unterstützt den Frauenfußball inzwischen gezielt, u. a. durch eine eigene Ligaentwicklung und Sponsoringprogramme.

Tschechien

Die tschechische Männer-Nationalmannschaft hat sich nach der schwierigen Phase Anfang der 2010er Jahre wieder stabilisiert. Bei der EM 2024 qualifizierte sich das Team unter Ivan Hašek mit einer soliden Gruppenphase, schied aber im Achtelfinale unglücklich aus. Der Kader ist geprägt von Prag-Spielern und internationalen Legionären wie Patrik Schick oder Alex Král.

Im Frauenbereich hinkt Tschechien noch etwas hinterher, obwohl Vereine wie Slavia Prag regelmäßig in der UEFA Women’s Champions League vertreten sind. Die Nationalmannschaft verpasste die EM 2025 knapp, doch der Verband arbeitet an einer Strategie zur besseren Talentbindung.

Ligatrends und Spielerexporte

Dänemark: Sprungbrett für Talente

Die dänische Superliga ist längst kein Geheimtipp mehr. In der laufenden Saison verpflichtete Aarhus GF etwa den deutschen Stürmer Fiete Arp, Brøndby holte Youssoufa Moukoko vom BVB auf Leihbasis. Diese Namen sorgen international für Aufmerksamkeit – und zeigen: Dänemark ist attraktiv für Spieler mit Entwicklungspotenzial.

Die Klubs setzen bewusst auf Durchlässigkeit: Spieler wie Mikkel Damsgaard oder Jesper Lindstrøm starteten hier ihre Karrieren, ehe sie in die Serie A bzw. Bundesliga wechselten.

Polen: Ekstraklasa als Rückkehrer- und Exportliga

Raków Częstochowa ist das neue Aushängeschild des polnischen Vereinsfußballs. Als Vizemeister und Champions-League-Teilnehmer zeigen sie, dass die Liga konkurrenzfähig ist. Mit Spielern wie Vladislavs Gutkovskis oder Jean Carlos Silva setzt man auf einen Mix aus osteuropäischem Talent und südamerikanischer Technik.

Ein weiteres Phänomen: Rückkehrer wie Grzegorz Krychowiak oder Kamil Grosicki wählen bewusst die Ekstraklasa – als Zeichen von Identifikation und Vermarktungspotenzial im Heimatland.

Tschechien: Zwischen Export und Eigenentwicklung

Slavia Prag ist berühmt für seine konsequente Nachwuchsausbildung, während Sparta Prag mit gezieltem Scouting punktet. Spieler wie Tomáš Souček oder David Zima stehen exemplarisch für den Export in Topligen. Die tschechische Fortuna Liga profitiert dabei von ihrer geografischen Lage: Der Wettbewerb mit Österreich, der Slowakei und Deutschland erzeugt ein hohes sportliches Niveau bei vergleichsweise moderaten Budgets.

Frauenfußball als Zukunftsfaktor

In allen drei Ländern wird der Frauenfußball als strategischer Wachstumsmarkt erkannt. Polen hat mit der EM-Qualifikation einen historischen Schritt getan. Dänemark investiert in die Nachwuchsarbeit, auch wenn der Umbruch noch dauert. In Tschechien sind die Strukturen vorhanden, doch es fehlt oft an medialer Aufmerksamkeit.

„Es geht nicht nur um Sichtbarkeit – sondern um echte Teilhabe am Profifußball“, betonte die dänische Ex-Nationalspielerin Katrine Pedersen kürzlich. Nur mit klarer Förderung, professionellen Strukturen und verlässlicher Finanzierung könne sich der Frauenfußball nachhaltig entwickeln.

Gemeinsame Impulse – unterschiedliche Wege

Trotz nationaler Unterschiede eint Dänemark, Polen und Tschechien ein klarer Wille zur Professionalisierung. Sie investieren in Stadien, Trainerausbildung und Nachwuchsarbeit. Gleichzeitig profitieren sie vom internationalen Markt: Während Dänemark Talente anzieht, exportiert Polen gezielt, und Tschechien gelingt beides.

Auch im Frauenbereich ist ein Mentalitätswechsel spürbar: Förderprogramme, strategische Zielsetzungen und EM-Qualifikationen zeigen, dass der Frauenfußball mehr ist als eine PR-Maßnahme.

Der tschechische Verband brachte es auf den Punkt: „Es reicht nicht, Frauenfußball zu dulden – man muss ihn ernsthaft fördern.“ (Pavel Nezmar, technischer Direktor, 2024)

Ausblick: Potenziale nutzen, Stolperfallen vermeiden

Kurzfristig geht es für alle drei Länder darum, die Erfolge zu konsolidieren. Investitionen in Talente, klare Lizenzvorgaben und professionelle Vereinsführung sind notwendig. Mittel- bis langfristig braucht es:

* nachhaltige Nachwuchszentren,
* gezielte Internationalisierung der Ligen,
* und strategische Kooperationen mit UEFA-Programmen.

Für Polen wird entscheidend sein, ob die Euphorie rund um die Frauen-EM in nachhaltige Strukturen mündet. In Dänemark ist die Herausforderung, den Spagat zwischen Exportliga und nationalem Profil zu meistern. Tschechien muss weiter daran arbeiten, die Fortuna Liga attraktiver zu machen – auch im internationalen TV-Geschäft.

Fußball-Zwerge waren gestern

Dänemark, Polen und Tschechien sind keine klassischen Fußball-Zwerge mehr, sondern ambitionierte Player in einem sich wandelnden europäischen Fußballsystem. Ihre Ligen wachsen, die Nationalmannschaften entwickeln sich – auch im Frauenbereich – und die Strukturen dahinter werden zunehmend professionell.

Dieser Aufstieg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis gezielter Entscheidungen und Investitionen. Es lohnt sich, diese Länder nicht nur als Talentschmieden zu betrachten – sondern als ernstzunehmende Fußballstandorte mit eigener Identität und Zukunftsperspektive.

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