Balljungs – Der Fußball Blog Rund um Bundesliga, Champions League und Europa League
Kevin Schade
Kevin Schade

Freiburger Rochade: Wie Kevin Schade sich zu Chancen rotiert

| 2 Kommentare

Der SC Freiburg setzt diese Saison bei Neuzugängen vor allem auf Talente – und die dürfen gerne aus den eigenen Reihen kommen. Eigengewächs Kevin Schade kommt schon jetzt auf viele Rotationseinsätze – und rotiert auch auf dem Platz mit seinen Mitspielern.

Rotation der Einsatzzeiten

Kevin Schade war eines von mehreren Talenten aus Freiburgs erfolgreicher U23-Mannschaft, die in diesem Sommer eine Beförderung zu den Profis erhalten haben. Nach einer guten Vorbereitung musste sich Kevin Schade zu Saisonbeginn trotzdem geduldig zeigen: Am ersten Spieltag fehlte er – trotz freiem Kaderplatz – beim Bundesliga-Spiel gegen Arminia Bielefeld und lief stattdessen für die zweite Mannschaft auf. Bei der 2:5-Niederlage gegen die einzige andere zweite Mannschaft der dritten Liga, Borussia Dortmund, schoss er beide Freiburger Tore.

So machte Schade natürlich auf sich aufmerksam, was ihm das doppelte Dortmund-Duell einbrachte: Am zweiten Spieltag saß er gegen die Profis der Borussia auf der Bank von Christian Streich. Hier half er nach Einwechslung mit Kampf und Ehrgeiz, die zuvor herausgespielte 2:1-Führung über die Zeit zu bringen.

Sein unermüdlicher Einsatz und seine Physis brachten ihm immer wieder Einsatzzeiten, gegen Mainz 05 durfte er dann in einer physisch geprägten Mannschaft sogar von Beginn an ran. Auch wenn seine individuelle Leistung in diesem Spiel nicht vollends überzeugte, arbeitete er sich über das Training in eine Rolle zwischen Einwechselspieler und vereinzelten Startelf-Einsätzen. Hierbei profitierte Schade zwar von den Verletzungen seiner Kollegen, empfahl sich aber selbst auch immer wieder mit guten Spielen für weitere Chancen.

Positionswechsel mit Jeong

Nach seiner Halbzeit-Einwechslung gegen Eintracht Frankfurt verdiente sich Kevin Schade seinen dritten Startelf-Einsatz der Saison. Statt wie gegen Frankfurt als linker Stürmer lief er jedoch gegen den VfL Bochum als rechter Flügelspieler auf.  Was auf den ersten Blick nach einer ungewöhnlichen Veränderung aussieht, ist auf den zweiten Blick hoher taktischer Natur.

Zum einen erlaubte man so Woo-yeong Jeong, im gespielten 4-2-3-1 eine zentralere Rolle einzunehmen, die seiner kreativen Spielgestaltung freien Lauf lässt. Zum anderen gab diese Aufgabenverteilung die Möglichkeit, durch ständige Positionsrochaden die Abwehr der Bochumer zu verwirren und die eigenen Spieler in Positionen zu bringen, in denen sie ihre Stärken ausspielen können.

Bei Kevin Schade ist das zum Beispiel sein Tempo: Mit einer gemessenen Spitzengeschwindigkeit von 36,37 km/h ist Kevin Schade der zweitschnellste Spieler dieser Bundesligasaison, vor Alphonso Davies (36,08 km/h) und nur hinter Jeremiah St. Juste (36,63 km/h). „Natürlich wissen wir um die Stärken unserer Spieler, jeder hat andere. Dem einen [spielt man] mehr in den Fuß, dem anderen mehr tief“, erklärt sein Trainer Christian Streich. Man müsse zwar auch variabel bleiben, jedoch seien derartige Spielereigenschaften in der taktischen Ausrichtung dann entscheidungsgebend für „kleinere Veränderungen“.

Taktische Rolle „rückwärts“

Das bedeutet aber auch nicht, dass man die guten Aktionen Schades aus dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt vergessen hat, man wollte sie einfach anders verpacken. Anstatt Schade in vorderster Rolle aufzubieten, stieß er aus dem laufenden Spiel immer wieder in diese Räume vor. Ein Blick auf die Heatmap Kevin Schades zeigt zusätzlich zum rechten Flügel auch sehr viele Aktionen im gegnerischen Strafraum.

Heatmaps Schade Jeong

Die Heatmaps von Schade und Jeong aus dem Spiel beim VfL Bochum (Quelle: Sofascore)

Jeongs Aktionen auf dem rechten Flügel hielten sich zwar in Grenzen, jedoch sind Schades Mittelstürmer-Aktionen relativ deutlich zu sehen. Immer wieder ließ sich Jeong auf den Flügel fallen und ermöglichte Schade so das Vorstoßen in die freien Räume. Auf diesem Weg kreierte man immer wieder schlechte Zuordnungen in der Bochumer Defensive und auf diese Art und Weise Chancen.

Schades Tempo in Szene gesetzt

Wie man diese individuelle Stärke eines Kevin Schade, seine Geschwindigkeit, besonders gut im Spiel nutzen kann, zeigen zwei Szenen vom Anfang der zweiten Halbzeit gegen Bochum sehr beeindruckend. In einer Situation, in der Schade und Jeong gerade ihre Positionen getauscht hatten, ließ sich Mittelstürmer Lucas Höler aus der Spitze fallen. Das führte jedoch nicht zu ungenutzten Räumen, sondern öffnete diese nur für die anderen Spieler.

Jeong zog vom rechten Flügel in die Mitte und beschäftigte damit Bochums linken Innenverteidiger Vasilis Lampropoulos. In dessen Rücken startete Schade dann in die Tiefe. Ein starker Flugball von Philipp Lienhart fand Schade dann im Rücken der Abwehrkette am gegnerischen Sechzehner.

Diese tolle Aktion scheiterte leider an einer der Schwächen Schades: Der Technik. Bei der Ballannahme verspringt ihm eben dieser in Richtung Torauslinie, sodass die Bochumer Verteidiger ihn noch vor einem möglichen Abschluss stellen konnten.

Kampf und Einsatz werden (fast) belohnt

Ein besonderes Merkmal von Schade ist auch, dass er jedem Ball mit vollem Einsatz hinterherläuft. Sowohl bei gegnerischem Ballbesitz als auch bei Pässen seiner Mitspieler ist er mit vollem Eifer dabei. Das entlastet nicht nur die Verteidigung, sondern führt auch zu wichtigen Ballgewinnen, die wiederum eigene Chancen herbeiführen. Auch hierfür lässt sich im Spiel gegen Bochum ein passendes Beispiel finden.

Ein verunglückter Flugball von Innenverteidiger Nico Schlotterbeck landet relativ ungefährlich bei Bochums Linksverteidiger Danilo Soares. Mit den Augen ins Feld hinein sieht er keinen Freiburger vor sich, weshalb er versucht, den Ball zu sichern und auf seine Innenverteidiger abzulegen.

Kevin Schade sprintet dem Pass von Schlotterbeck jedoch mit vollem Einsatz hinterher. Mit einem ordentlichen Einsatz seiner Physis gegen Bochums Innenverteidiger Lampropoulos setzte er sich zentral an der 16m-Linie durch und kann den Ball am anderen Innenverteidiger vorbei auf seinen Mitspieler durchstecken.

Lucas Höler nimmt den Ball mit dem  rechten Fuß mit und kommt dann zu einem Abschluss im Eins-gegen-Eins mit Manuel Riemann. Höler scheiterte leider am sehr starken Bochum-Keeper, das schmälert jedoch nicht die Leistung von Kevin Schade. Seine Vorarbeit zu Hölers Abschluss sorgte für die (nach xG-Modell von understat.com) zweitbeste Freiburger Chance des Spiels (0,41 xG – nur Lienharts Kopfballtor hat mit 0,55 xG einen höheren Wert).

Aus der vierten in die Bundesliga

All seine Qualitäten machen Kevin Schade mit seinen gerade mal 20 Jahren schon zu einem starken Spieler und einem wertvollen Puzzleteil für Streichs Bundesligamannschaft. Mit seinen Defiziten vor allem im Spiel mit dem Ball hat er noch ein enormes Verbesserungspotential, seine Leistungen werden aber belohnt – mit Spielzeit und einem neuen Vertrag beim SC Freiburg, denn der Verein gab vergangene Woche die Vertragsverlängerung bekannt. Laut Transfermarkt hat der U21-Nationalspieler bis 2026 verlängert. Herzlichen Glückwunsch, Kevin Schade! Oder sollte man eher den SC beglückwünschen?

Quelle Titelbild: SC Freiburg

Die gezeigten Screenshots des Fußballspiels VfL Bochum gegen SC Freiburg unterliegen dem Urheberrechtsgesetz und wurden von der Sky Deutschland GmbH übertragen. Sie werden hier im Sinne des §51 des Urheberrechtsgesetzes als Zitate verwendet, um die beschriebenen Szenarien bildlich zu untermauern. Sollte dies trotzdem nicht gewünscht sein, so werden sie auf Bitte des Rechteinhabers unverzüglich entfernt.

Autor: Nik Staiger (Twitter @Nik_Staiger)

2 Kommentare

  1. Pingback: Christian Streich: So kommt man beim SC Freiburg in die Startelf

  2. Pingback: Schades Sonderrolle - "Kevin bringt ein paar Komponenten dafür mit" - Balljungs - Der Fußball Blog

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.