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Eintracht Frankfurt Mannschaftsbild 2018
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Eintracht Frankfurt: Saison 2018/19 und Kaderplanung 19/20

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Die Bundesliga-Saison 2018/19 ist vorbei. Als Eintracht-Fan muss ich als erstes ein dickes Danke nach Mainz schicken. Man hätte das Spiel gegen Hoffenheim abschenken können. Stattdessen haben die Mainzer absoluten Sportsgeist gezeigt und der Eintracht das Tor zu Europa wieder geöffnet. Respekt!

Erwartungen und Stand – Saisonbeginn und Fazit

So sah es zu Saisonbeginn bei der Eintracht aus:

  • Verlust wichtiger Leistungsträger und des Trainers: Boateng, Hradecky, Wolf, Mascarell und Kovac.
  • Mit Hütter kommt ein Trainer ohne Bundesliga-Erfahrung
  • Man will mit dem Abstieg nichts zu tun haben
  • Man will die EL-Gruppenphase überstehen

Was erreicht wurde:

  • Nach Startschwierigkeiten fand Hütter ein gutes System aus Kovac’scher Defensive und Hütter’schem Offensivfußball
  • Klassenerhalt bereits im März erreicht
  • In der Europa League erst im Halbfinale an Chelsea im Elfmeterschießen gescheitert und massive Mehreinnahmen generiert
  • Mit Platz 7 ist man auch kommende Saison wieder europäisch dabei

Vor dem Bayern-Spiel habe ich von einem lachenden und einem weinenden Auge gesprochen. Ersteres aufgrund der ersten drei Punkte dessen, was erreicht wurde, letzteres aufgrund des Einbruchs gegen Ende der Saison und des Verlusts von Platz 4. Ein Kollege im Forum von TM sprach nach dem gestrigen Spieltag von zwei lachenden Augen und einem weinenden. Ja, dass wir dank Mainz nun doch Platz 7 haben, brachte mir gestern Abend noch ein zweites lachendes Auge.

Um mit Adi Hütter zu sprechen: „Wir haben in der Liga mit sechs Siegen in Folge einen Rekord aufgestellt, wir haben in der Europa League mit sechs Gruppensiegen einen Rekord aufgestellt und sind bis ins Halbfinale vorgedrungen. Noch dazu haben wir viele Spieler weiterentwickelt.“ Oder mit Gelson: „Ambitioniert gedacht wäre vielleicht noch mehr drin gewesen, aber wir sollten uns daran erinnern, wo wir herkommen.“

Kaderplanung 2018/19

Laut Bobic ist die SGE „hinsichtlich Kaderplanung auf alles vorbereitet.“ Hier habe ich nach den letzten Jahren vollstes Vertrauen in unsere Verantwortlichen. Nichtsdestotrotz spekuliere ich im Folgenden wieder einmal, hab ja schon letzte Saison nicht ganz falsch gelegen 🙂

Gehen wir das Ganze mal anhand der Positionen durch. Prämisse dabei: Durch das Nicht-Erreichen der Champions League verliert man sowohl den ein oder anderen Leistungsträger wie auch fette Einnahmen. Andererseits hat man den Vorteil, sich in kleineren Schritten entwickeln zu können, kann Spieler in solch einer Saison wie der kommenden mehr Zeit zum Reifen geben, kann vorsichtiger investieren. Und hat gleichzeitig dank EL ein gutes Argument und weitere Einnahmen in Sicht. Eine Ausrichtung auf Dreifachbelastung ist damit Pflicht, Umstrukturierungen im Kader notwendig. Sozusagen gezielte Verstärkungen in der Spitze und auch in der Breite. Im Folgenden nicht berücksichtigt sind in der Regel junge Spieler, die auch kommende Saison keine Rolle bei den Profis spielen dürften, auch wenn sie – wie Nils Stendera – perspektivisch einen Fuß im Profifußball fassen sollten.

Tor

Kevin Trapp: Unumstrittene Nr. 1, hat nach undankbarem Start mit chaotischer Defensive in der Regel gut gehalten. Führungsspieler auf und neben dem Platz. Würde man gern behalten, er würde an sich auch gern bleiben. Ob EL-Quali ihm als Perspektive reicht? Vor allem wenn PSG auf einmal doch mit ihm planen sollte? Aktuell gibt es arg widersprüchliche Nachrichten aus Paris. Und dann bleibt noch die Frage über die Höhe der Ablöse.

Frederik Rönnow: Ursprünglich als Nr. 1 geholt, sollte dies also auch können, zumal nach einem Jahr Training unter Moppes. Aufgrund unklarer Knie-Probleme wurde ihm kurzfristig Trapp vor die Nase gesetzt. Sicher nicht sein Anspruch. Wenn Trapp bleiben sollte, könnte er gehen. Wenn Trapp gehen sollte, könnte er das Zeug zur Nr. 1 haben.

Jan Zimmermann: Hat gerade verlängert, wichtig im Binnenklima, intelligenter Mann, solider Keeper, fitter Sportler. Perfekt als Nr.3.

Tobias Stirl: Vertrag endet. Da kommende Saison die Jahrgänge 2001/2002 in der U19 drin sein sollte, würde Stirl als Jahrgang 2000 wohl rausfallen. Insofern wäre es für ihn naheliegend, als Torhüter in eine niedrigere Spielklasse zu wechseln. Leon Bätge macht es aktuell bei den Würzburger Kickers in der dritten Liga – wohin er als Nr. 2 gewechselt war – ganz ordentlich.

Felix Wiedwald: Im Winter verliehen nach Duisburg, hat noch zwei Jahre Vertrag in Frankfurt. Kam in der zweiten Liga auf 15 Einsätze, konnte trotz guter Leistungen die Zebras nicht vor dem Abstieg bewahren. Jetzt wieder zurück zur Eintracht? Oder mittels Verkauf/Leihe zur nächsten Station? Da es im Binnenklima nicht ganz problemlos war, wäre eine Trennung wohl sinnvoll.

Fazit: Bleibt Trapp, geht Rönnow? Wird Rönnow Nr. 1, wenn Trapp geht? Traut man Wiedwald die Nr. 2 hinter Trapp oder Rönnow zu oder gibt ihn lieber ab (was mein Tipp wäre)? Kommt eine neue Nr. 2? Alles ist offen, aber es sieht gut aus. Und gerade im Tor liegt man bei der SGE seit Jahren richtig.

Innenverteidigung

David Abraham: Der Kapitän in dieser Saison mit Licht und Schatten. Hat noch zwei Jahre Vertrag, die er erfüllen dürfte. In dieser Zeit wird er – auch aufgrund von Verletzungen – auf RIV eher in der Rotation sein.

Makoto Hasebe: In der ZIV, als „Libero“, mit sehr starken Leistungen, im DM weniger stark. Noch ein Jahr Vertrag, 19/20 dürfte seine Abschiedsaison werden. Sein Einsatz hängt auch stark vom System ab – nur in der Dreierkette kann er seine Stärken ausspielen. Die Frage ist, ob Hütter sukzessive auch auf Viererkette setzen wird.

Marco Russ: Diese Saison wettbewerbsübergreifend gerade mal mit 9 Einsätzen. Aber immer da, wenn er gebraucht wird. Seit Januar nicht mehr auf dem Platz. Gegen Hinteregger, Toure und einen genesenen Abraham ohne Einsatzchance. Wird entweder noch ein Jahr lang als Backup weitermachen oder vielleicht doch schon diesen Sommer aufhören.

Evan N’Dicka: Die erste defensive Überraschung der Saison. Vom Ersatzspieler der französischen zweiten Liga auf 27 Bundesliga- und 9 Europa-League-Einsätze inkl. einem Tor und zwei Vorlagen. Zuletzt gar nicht mehr im Kader, nachdem er in Leverkusen – wo Hütter sich klar vercoacht hatte – früh runter musste. Insgesamt ein großes Versprechen für die Zukunft, an dem angeblich schon PSG dran sein soll. Für 5,5 Millionen gekommen, aktuell auf 22 Millionen Marktwert, Vertrag bis 2022 – wenn er wirklich jetzt schon wechseln sollte, dürfte das Paris teuer kommen… Mindestens ein weiteres Jahr in Frankfurt dürfte ihm aber gut bekommen.

Martin Hinteregger: Ein maßgeblicher Grund für die lange Zeit starke Rückrunde. Kann jede der drei Positionen in der IV spielen. Seine Diagonalbälle auf Kostic oft eine Augenweide. Ein Kämpfer mit viel Technik. Wenn mit Abraham, Hasebe und Russ die „drei Alten“ aus der IV aufhören, wäre er mit seiner Erfahrung der perfekte Leader für die Jungen. Er will bleiben, die SGE will ihn halten, Augsburg mag ihn durchaus loswerden, weiß aber nicht so Recht. Letztendlich alles eine Frage der Ablöse, zumal dort mit Oxford schon sein Nachfolger in den Startlöchern steht. 10 Millionen Ablöse, 12 oder gar 15? Irgendwo wird der Punkt erreicht sein, wo die SGE lieber anders planen dürfte, unser Scouting gibt ja genug her.

Simon Falette: Letzten Sommer schon halb aussortiert, brachte es dann doch auf 7 Liga- und 7 EL-Spiele samt einem Assist. Einsatzfreudig, ein Kämpfer, durchaus schnell, immer wieder mit guten Tacklings. Während man in seiner ersten Saison noch Angst haben musste, dass er in jedem Spiel einen schweren Bock drin hat, ist er nun deutlich sicherer. Gern lange Bälle in der Spieleröffnung, die manchmal gefährlich werden können und oft auch verpuffen. Insgesamt ein absolut solider Kaderspieler, der noch zwei Jahre Vertrag hat. Wenn ihm diese Einsatzzeiten reichen, sollte man ihn behalten. Ansonsten, wenn er sich durch seine EL-Einsätze in den Fokus eines PL-Clubs gespielt haben sollte und ein gutes Angebot eingeht, eventuell auch abgeben.

Almamy Touré: Ein Vorgriff auf den Sommer. Die große Frage: Wurde er primär als IV oder RV geholt? In seinen sieben Bundesliga-Einsätzen stand er fast immer auf RIV, nur einmal – beim Desaster in Leverkusen – auf RV. Gehen wir also vorerst davon aus, dass er primär in der RIV vorgesehen ist und auf RV – wo er in Monaco gern gespielt hat – nur als Backup.

Tuta: Der Winter-Neuzugang für RIV mit Vertrag bis 2023. Ebenfalls ein Vorgriff auf diesen Sommer und eine Investition in die Zukunft. Soll langsam herangeführt werden, insofern noch ohne Einsatz in einem Pflichtspiel. Ob er kommende Saison seine Chancen bekommt, dürfte die Vorbereitung zeigen. Ansonsten müsste man ihn erstmal ein Jahr verleihen.

Noel Knothe: Im Winter zum FC Pipinsried in die Regionalliga verliehen. Kehrt nach 11 Einsätzen zurück, Pipinsried ist abgestiegen. Die Zeichen stehen auf Trennung. Außer man sieht bei dem grade 20 Jahre alt gewordenen IV großes Potential, dann sollte man verlängern und erneut verleihen. Spielt keine Rolle in der Planung der kommenden Saison.

Fazit: Der Umbruch in der IV steht bevor und ist bereits eingeleitet. Acht Spieler für 2 bis 3 Positionen wäre zu viel des Guten. Sollte Hinteregger geholt werden, müsste jemand gehen. Der Knackpunkt ist gerade hier die Systemfrage: Eher 3er- oder 4er-Kette oder gar beide Möglichkeiten? Hier mal die Variationen:

LIV: NDicka, Hinteregger, Falette
ZIV: Hasebe, Hinteregger, Falette
RIV: Abraham, Hinteregger, Toure, Russ, Tuta

Also: Die Entscheidung über Hintereggers Zukunft ist zentral. Geht er, sollte Falette bleiben. Bleibt er, könnte man Falette abgeben. Angesichts der kommenden Mehrbelastung und der möglichen Verletzungen sowie der Option, noch zumindest ein Jahr lang die 3er-Kette als Alternative zu haben, könnte man Tuta verleihen oder Russ seine Profi-Laufbahn beenden. Also vieles offen, aber grundsätzlich sieht es gut aus. Die IV ist genau wie das Tor keine wirklich Baustelle.

Außenbahn links (LV/LM/LA)

Filip Kostic: Nach absolut großartiger Saison vorzeitig fest verpflichtet bis 2023. Wird also seine Karriere entweder in Frankfurt beenden oder bei einem umoralischen Angebot wechseln. Hoffen wir ersteres. 10 Tore und 13 Assists in 34 Bundesliga- und 12 EL-Spielen. Rennt bis zum Umfallen. Absolut unangefochten auf der linken Außenbahn. Bei 4er-Kette wohl eher LM/LA als LV.

Jetro Willems: Die Enttäuschung der Saison. Verdammt viel Potential, ruft es aber kaum ab. Nach Rotsperre durch Kostic ersetzt, das wars mit LV. Konnte danach auch im Mittelfeld nicht überzeugen. 25 Jahre alt, noch zwei Jahre Vertrag, sollte am besten abgegeben werden, zumal auch unsere Spieler aus der zweiten Reihe für viele Vereine interessant sind. Zumindest ohne Verlust, aber vielleicht auch Einnahmen möglich, je nach Transferziel. Mein Wunsch: Für 15 Millionen nach England.

Taleb Tawatha: Da Costa sollte sich ein Beispiel an seinen Flanken nehmen. Vertrag endet, wird ablösefrei gehen.

Deji Beyreuther: Im Winter nach Chemnitz in die Regionalliga verliehen, wo er es nur auf zwei Einsätze brachte. Bleibt noch ein Jahr dort, mit der Chance, sich nun in der dritten Liga weiter zu entwickeln. Hat danach noch ein Jahr Vertrag in Frankfurt, man wird 2020 weiter sehen.

Danny Blum: Hat es in Las Palmas in der zweiten spanischen Liga zum Stammspieler geschafft, ein Tor und vier Vorlagen, zwei Mal wegen Muskelverletzungen aus dem Verkehr gezogen. Noch ein Jahr Restvertrag in Frankfurt, sollte man günstig abgeben.

Fazit: Mit Kostic ist ein Spieler für die linke Seite zu wenig. Außer Da Costa würde als Backup genügen. Bei einer 4-er-Kette sollte man nachlegen. Ein vielversprechendes Talent á la NDicka wär sicher spannend.

Außenbahn rechts (RV/RM/RA)

Danny da Costa: Wie Kostic einer der absolute Immerspieler im Team. Oft mit starken Leistungen, gegen Ende zunehmend überspielt, oft zu spät hinten. Und seine Flanken oder Pässe in Strafraunnähe sind oft ein Ärgernis. Immerhin vier Tore und fünf Vorlagen, aber kein Vergleich mit Wolf. Absolut gesetzt, muss sich aber weiter entwickeln und braucht einen Backup. Kann die rechte Seite allein bespielen, in einer 4er-Kette aber eher den defensiveren Part.

Timothy Chandler: Der ehemalige Stamm-RV fiel verletzungsbedingt einfach ewig aus und brachte es gerade mal auf 16 Einsatzminuten. Sofern fit, wäre er perfekt im Wechsel mit Da Costa und könnte auch Backup auf LV geben. Wenn er die ganze Vorbereitung mitmachen sollte, kann man das seriös einschätzen. Als langjährigen Spieler mit guter Qualität sollte man ihn als Backup auf jeden Fall halten.

Nicolai Müller: Durfte ein halbes Jahr in Hannover als RA/OM/MS Spielpraxis sammeln und drei Tore schießen. Hat jetzt noch ein Jahr Vertrag in Frankfurt. Am sinnvollsten würde insofern ein Transfer erscheinen. Oder er muss – bei einer 4er-Kette – den Backup geben.

Fazit: Bei einer 3er-Kette könnte man mit da Costa und Chandler plus Toure als zweiten Backup durchaus in die kommende Saison gehen. Bei einer 4er-Kette würde ein offensiver Flügelspieler fehlen.

Defensives und zentrales Mittelfeld (DM/ZM)

Lucas Torró: Startete gut, fiel dann lange verletzt aus, am Ende wieder im Kader mit ein wenig Spielzeit. Hat noch vier Jahre Vertrag, sollte also – wenn er weitgehend verletztungsfrei bleibt – Stammspieler im DM sein. Zumal er auch Spielaufbau und Abschlüsse kann.

Sebastian Rode: Hoffnungsvolles Comeback, das leider mit schwerer Verletzung endete. Wenn fit, dann gesetzt. Dortmund will ihn abgeben, Frankfurt will ihn holen und er will nach Frankfurt. Vor der Verletzung war mit einer Ablöse von ca. 2,5 Millionen plus/minus 0,5 Millionen zu rechnen. Beim aktuellen Stand wird Dortmund wohl froh sein, ihn von der Gehaltsliste zu bekommen und die Ablöse eher symbolisch ausfallen. Dafür kann Frankfurt frühstens die Rückrunde mit ihm planen. Verdammtes Pech für einen tadellosen Profi.

Gelson Fernandes: Der Abräumer. Absolut solide und wichtig im Mannschaftsgefüge. Perfekt als Backup/Rotationsspieler, in der kommenden Saison aber besser nicht mehr so dauerhaft in der ersten Elf.

Jonathan de Guzmán: Einiges Licht, viel Schatten. Immer mal mit guten Standards, gute 12 Scorerpunkte. Taucht aber einfach zu oft ab. Wie Fernandes noch ein Jahr Vertrag, wäre ebenfalls perfekt als Backup/Rotationsspieler.

Marc Stendera: Die Zeichen stehen schon länger auf Abschied. Immerhin noch 7 Liga- und 4 EL-Einsätze. Nach Rückenproblemen gegen Ende gar nicht mehr im Kader, obwohl er bei Gegnern wie Mainz durchaus vorstellbar gewesen wäre. Bei nur einem Jahr Restvertrag sollte er auf jeden Fall abgegeben werden. Die Frage ist halt: Wie sehr kann er seine Ansprüche runterschrauben was Gehalt und Liga angeht? Diese Saison wäre ein Wechsel nach Nürnberg sicher nicht verkehrt gewesen. Wie man am Beispiel Kittel sehen kann, wäre ein Wechsel in Liga 2 durchaus sinnvoll, um die Karriere wieder zum Laufen zu bringen.

Max Besuschkow: Solide Leistungen in der zweiten belgischen Liga. Noch ist offen, ob er mit seinem Verein in die erste Liga aufsteigen wird. Ist noch bis 2020 verliehen samt KO, insofern aktuell eh kein Thema.

Marijan Cavar: Durchwachsene Saison in der ersten kroatischen Liga bei NK Osijek, die immerhin auf Platz 3 abgeschlossen haben. Pendelt zwischen Stammkraft und Tribüne. Für die SGE reicht es aktuell nicht, sollte man ein weiteres Jahr verleihen, falls die KO nicht gezogen wird.

Fazit: Torro/Rode als Stamm-Duo mit Fernandes/de Guzman als Backup wäre nicht verkehrt. Angesichts der Verletzungshistorien wäre allerdings eine Verstärkung absolut sinnvoll. Eduard Löwen vom Absteiger Nürnberg wäre hier aktuell mein Favorit. Dazu dann ein Talent wie Joe Aribo aus der dritten englischen Liga. Oder gar ein richtiger Kracher á la Marko Grujic oder Marcos Llorente.

Offensives Mittelfeld (OM)

Mijat Gacinovic: In der Bundesliga nur zwei Scorerpunkte, in der EL dagegen zwei Tore und sieben Vorlagen und damit maßgeblicher Anteil an den europäischen Festspielen. War ja schon immer der Mann für die wichtigen Tore. Ist überall zu finden auf dem Platz, rackert, kämpft, klaut Bälle, verliert sie nur leider noch zu oft. Wäre Zeit für den nächsten Schritt in seiner Entwicklung, hat noch drei Jahre Vertrag, sollte also gern bleiben.

Aymen Barkok: War ein Jahr mit KO und RKO nach Düsseldorf verliehen, zu Beginn mit Verletzungsproblem, zuletzt unter Funkel immer häufiger eine Option. Ein Jahr weitere Leihe nach Ddorf sollte ihm gut tun, wenn er verletzungsfrei bleibt.

Daichi Kamada: Hat beim VV St. Truiden in der belgischen Liga voll eingeschlagen. 16 Treffer und 9 Vorlagen sind starke Werte. War bei uns eher im OM vorgesehen, spielt aktuell primär hängende Spitze. Eine der interessantesten Entscheidungen der anstehenden Transferperiode: Truiden will ihn halten, aber es wäre spannend, ihn nun auch bei uns in der Liga zu sehen. Funktioniert er nur in der japanischen Wohlfühlenklave in Belgien? Oder hat er das Zeug zu einem Stammspieler bei der SGE? Das wird man sich wohl genau anschauen.

Fazit: Nachdem man mit Chico Geraldes einen vielversprechenden Spieler hatte, der nach Verletzungspech und schlechter Vertragssituation früher gehen musste, braucht es im OM jemanden, der Mijat ersetzen kann oder ein Upgrade darstelle. Dieser jemand könnte Kamada sein. Alternativ sind Spieler wie Alexis Claude-Maurice oder Abdelhamid Sabiri im Gespräch. Um das Drexler-Gerücht gebe ich aktuell eher nichts 🙂 Max Kruse wäre super, aber fraglich angesichts der möglichen Konkurrenz.

Hängende Spitze / Mittelstürmer (HS/MS)

Luka Jovic: 27 Tore und 7 Vorlagen, teilt sich mit Spielern wie Reuss den dritten Platz der Torjäger-Liste. Von Frankfurt erst fest verpflichte, ist sein Abgang sehr wahrscheinlich, eines der heißesten Eisen auf dem Transfermarkt. Spielte zuletzt auch als wäre er mit seinen Gedanken längst woanders. Angeblich kurz vor dem Wechsel zu Madrid, Bobic dementierte ein konkretes Angebot, doch wo so viel Rauch ist, wird wohl irgendwo ein Feuer sein. Dürfte die Eintracht also wohl verlassen. 60 Millionen wären in Anbetracht des Marktes zu wenig, außer man würde noch einiges an Boni und einen Gegentransfer bekommen. Wechselwahrscheinlichkeit: 90%.

Sébastien Haller: 20 Tore und 12 Vorlagen, Platz 5 der Scorerliste ligaweit. Sein Ausfall in acht Pflichtspielen hat ihn Platz 1 in der Scorerwertung und die SGE die CL gekostet. Im Grunde der wichtigste Stürmer. Hat nur noch zwei Jahre Vertrag und einen klaren Karriereplan. Insofern ist durch den Verlust der CL sein Abschied ebenfalls wahrscheinlich. Wechselwahrscheinlichkeit: 70%.

Ante Rebic: Ist nach der WM – bedingt durch Verletzungen, Überspieltheit und mangelnde Regeneration – nicht wirklich in Fahrt gekommen. Immerhin 10 Tore und 6 Vorlagen. Letzten Sommer noch der Hype, jetzt sicher deutlich abgekühlter. Könnte der SGE also bei drei weiteren Jahren Vertrag durchaus erhalten bleiben. Mit seiner Wucht und seinem Tempo auch ein wichtiger Spieler. Wechselwahrscheinlichkeit: 40%.

Gonçalo Paciência: Ein erstes Jahr zum Ankommen. Die Konkurrenz im Sturm schier übermächtig, zudem zu Beginn lange verletzt. Konnte erst dieses Jahr angreifen, oft über Joker-Einsätze. Fünf Tore und eine Vorlage sind ein Versprechen für die kommende Saison.

Branimir Hrgota: Hat es diese Saison auf vier Spielminuten gebracht, was absehbar war. Hannover hätte ihn gern vor dieser Saison geholt, er wollte wohl nicht. Rockte in Testspielen gegen unterklassige Gegner. Warum ein Spieler mit 26 Jahren seine Karriere so verschenkt, nicht nachvollziehbar. Nach drei Jahren ist das Missverständnis nun beendet, mal schauen, wohin er im Sommer ablösefrei wechselt.

Fazit: Ein bis zwei Abgänge von Stammspielern sind im Sturm wahrscheinlich, drei wären möglich, was die SGE aber nicht mitmachen dürfte. Insofern sind zwei Neuzugänge im Bereich des Möglichen. Je nach geplantem System könnte es ein MS und einer für die Flügel werden. Bei einem weiteren Abgang einer mehr. Mariano Díaz ist sehr unwahrscheinlich, dann eher jemand wie Pedro Ruiz.

Gesamtfazit Kaderplanung

Diese Transferperiode sollte sich der Umbruch im Unterschied zu den letzten Jahren in Grenzen halten. Der Trainer sollte diesmal wohl bleiben, zumindest solange Bayern nicht Kovac freistellt 😉 Mit dem Abgang von zumindest zwei Leistungsträgern – wohl nur aus der Offensive – ist zu rechnen. Dazu werden viele gehen, die kaum oder keine Rolle spielten: Hrgota, Stendera, Blum, Tawatha, Willems. Die SGE hat in dieser Hinsicht vor allem den Winter schon gut genutzt (Fabian, Geraldes, Salcedo, Ordóñez). Dazu wurde im Winter schon gut vorgegriffen mit festen Transfers (Toure, Tuta) und Leihen, die alle eingeschlagen sind (Hinteregger, Rode). Mit Jovic und Kostic hat man schon schon bei zwei Leihspielern die KO gezogen, Hinteregger, Rode und Trapp will man fest verpflichten. Wenn dies gelingen sollte, bleibt nur noch das Mittelfeld (DM/ZM/OM) als längst bekannte sowie die Offensive als abgangsbedingte Baustelle (MS, RA). Und vor allem die sehr wichtige VV mit Ben Manga.

Die große Chance besteht darin, dass Adi Hütter den aktuellen Kader sehr gut einschätzen und erstmals vollständig die Kaderplanung zeitig mitbestimmen kann. Die großen Fragen: Welche Systeme wird er kommende Saison präferieren? Welche Spieler braucht es dazu? Mit dem frühen Start in die EL-Qualifikation könnte man die vielen Donnerstagsspiele ab 25. Juli als speziell-intensive Vorbereitungsspiele betrachten 😉

Seit Beginn der Ära Bobic kann man jedenfalls mit einem nie gekannten Vertrauen auf die Kaderplanung des SGE blicken. Freunden des Transfermarktes stehen jetzt die spannendesten Wochen des Jahres bevor 🙂

Finanzlage der Eintracht

Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang: Wie geht es der SGE aktuell mit Blick auf die Finanzen? Hier zwei konkrete Zahlen:

Einnahmen durch Fernsehgelder: Ca. 56 Millionen
Einnahmen durch die Europa League 18/19: 35 Millionen
Insgesamt kann die SGE mit einem Umsatz von über 170 Millionen rechnen, wie die FR schreibt. Dem Verein geht es wirtschaftlich hervorragend. Nachdem die schwer angeschlagene Diva in der Ära Bruchhagen wirtschaftlich konsolidiert wurde, ist nun Neuaufstellung und Wachstum angesagt. Sponsoring läuft, die Vermarktung wurde bereits in eigene Hände genommen, nur die Stadionsituation ist unbefriedigend.

Bereits letzten Winter wurden zusätzlich 10 Millionen für einen Transfer (Mbabu?) bereit gestellt, die scheinbar nicht investiert wurden, aber das Transferminus von rund 8 Millionen ausgleichen könnten. Die Einnahmen durch die Tranfers von Salcedo und Ordonez wurden durch das Ziehen der KOs von Jovic (ca. 6,5 Millionen?) und Kostic (4,8 bis 6 Millionen) komplett aufgebraucht, das eigentliche Transferbudget noch gar nicht oder kaum angerührt. Insofern sollte man selbst ohne Verkäufe von Leistungsträgern den Kader gezielt gut verstärken können. Wenn Spieler wie Jovic gehen sollten, steht richtig Geld zur Investition zur Verfügung. Bereits am heutigen Sonntag fanden erste intensive Gespräche über die Kaderplanung statt, insofern könnten diese Woche bereits weitere offizielle Entscheidungen folgen. Ab Dienstag steht eine einwöchige China-Reise auf dem Programm, danach beginnt der Urlaub.

Europacaup, Europacup in diesem Jahr 🙂

P.S.: Und ich verspreche, kommende Saison kein einziges schlechtes Wort über Mainz zu verlieren 😉

Autor: Aschebercher

In der Jugend Linksverteidiger. Bis heute leicht traumatisiert von Linksaußen, die nicht nach hinten arbeiten wollen und die Schienenspieler-Karriere ruiniert haben :) Irgendwann nach Frankfurt gezogen und der magischen Eintracht verfallen. Redakteur und Autor bei verschiedenen subkulturellen Magazinen.

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