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Eintracht Frankfurt: Kader und Taktik 2024/25

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Neue Saison, neue Spieler und auch neue Formation sowie ein neuer taktischer Ansatz bei der Eintracht? Darüber möchte ich heute gerne reden und erklären, welche taktischen Möglichkeiten Toppmöller meiner Meinung nach mit dem vorhandenen Spielermaterial zur Verfügung stehen.

Eintracht Frankfurt: Kader 2024/25

Fangen wir mit dem Kader an, bei dem es diese Saison erfreulicherweise keine so große Personalfluktuation gab wie in den vorangegangenen Jahren. Und der zum größten Teil schon zu Beginn der Vorbereitung komplett war.

Torhüter

Im Tor sind die Rollen klar verteilt. Man wird auch dieses Jahr wieder mit Kevin Trapp als Stammspieler in die Saison gehen, trotz dessen Schwächen. Trapps Spiel mit dem Ball ist stark fehlerbehaftet und nicht nur heutzutage nichtmehr zeitgemäß. Schon Oliver Kahn hatte 2006, wegen seinen mangelnden Fähigkeiten fussballerisch am Spiel teilzunehmen, seinen Stammplatz im Tor der deutschen Nationalmannschaft an den Kettensägenmann verloren.

Diese Defizite wären evtl. zu verschmerzen, würde Trapp zumindest in den Kernaufgaben seiner Position glänzen. Leider zeigt er dort auch nur noch maximal durchschnittliche Leistungen. Und nicht wenige Situationen, in denen er mit einer Glanztat ein Gegentor verhindert, kommen gar erst durch Fehlpässe seinerseits zustande.

Hier wird es, in hoffentlich nicht zu ferner Zukunft, eine Veränderung geben müssen. Eine Veränderung, die diesen Sommer aufgrund Trapp’s Status als Führungsspieler sowie unter Ermangelung wirklicher Alternativen, nicht möglich war.

Die erste, meiner Meinung nach nicht ausreichende Alternative im Kader, ist Kaua Santos.

Fussballerisch ist er, auch wegen seinem Futsal-Background, ein mehr als deutliches Upgrade zu Trapp und eigentlich genau das, was Toppmöller als zusätzliches Element im Spielaufbau so dringend bräuchte.

Aber reicht Kauas Niveau in der Torwartleistung schon aus, um Trapp durch ihn zu ersetzen? Der Ansicht bin ich, zumindest aktuell, nicht. Man müsste gewillt sein, den Freiburger Weg zu gehen, und einen Torhüter, welcher noch nicht Bundesliganiveau hat, in der Bundesliga auf das nötige Niveau zu entwickeln. Fehler und daraus resultierende Punktverluste inklusive.

Ich bezweifele, dass Toppmöller dieses Risiko eingeht. Dafür steht er, auch wegen der von außen unberechtigt hereingebrachten Unruhe, zu sehr unter Druck.

Als Nummer 3 hätten wir dann noch Jens Grahl, welcher den dritten Torhüter perfekt verkörpert. Sehr erfahren, macht keinen Ärger wenn er nur auf der Tribüne sitzt und bringt solide Leistungen, falls er mal einspringen muss. Das war es dann aber auch. Ein Konkurrent und wirkliche Alternative zu Trapp ist er nicht.

Außenverteidiger

Hier hat man die Probleme erkannt und sich nicht nur qualitativ gesteigert, sondern auch Spielertypen verpflichtet, die von ihrem Profil her besser zur Spielweise mit (echter) Viererkette passen.

Links wird Nkounkou weiterhin einen Stammplatz inne haben und das ist auch gut so. Zwar haben sich seine Defizite uA. bei der Körperorientierung im Zweikampf sowie der Zweikampfführung nicht massiv verbessert. Es ist aber eine Verbesserung zu sehen und diese Defizite sind sogar recht einfach und mit relativ wenig Aufwand zu beheben.

Und da seine Hauptaufgabe wohl darin bestehen wird, seine Offensivqualitäten einzubringen und auf dem linken Flügel ordentlich Dampf zu machen, sind seine defensiven Schwächen zu verschmerzen. Den Willen, defensiv zu arbeiten, kann man ihm zumindest nicht absprechen.

Die Alternative zu Nkounkou lautet Nathaniel „Nene“ Brown. Man konnte während der Vorbereitung sehen, dass er noch nicht ganz auf Bundesliganiveau und ihm das Spiel manchmal etwas zu schnell ist. Aber er ist auf einem guten Niveau und nicht weit davon entfernt uns weiterhelfen zu können. Defensiv ist er etwas weniger fehlerbehaftet als Nkounkou aber auch dort ist das Spiel manchmal, noch, etwas schnell für ihn.

Mit entsprechender Förderung haben wir auf der Position allerdings zwei sehr gute Außenverteidiger, die in der Lage sein sollten, in der Defensive ihren Job ordentlich zu erledigen und auch einen großen Impact auf unser Offensivspiel haben zu können.

Für die rechte defensive Außenbahn hat man sich, per Leihe mit Kaufoption, mit Rasmus Kristensen von Leeds United verstärkt. Und zwar richtig verstärkt. Obwohl er offensiv nicht der beste Außenverteidiger aller Zeiten ist, so stellt er auch dort ein Upgrade zu unseren bisherigen Alternativen da. Wobei man zu deren Ehrenrettung anmerken muss, dass es sich bei ihnen idR um als Flügelverteidiger positionsfremd eingesetzte Spieler gehandelt hat.

Viel wichtiger sind meiner Ansicht nach allerdings Kristensen’s Stärken in der Defensive sowie sein allgemeines Spielerprofil. Nicht nur haben wir nun endlich einen defensivstarken Außenverteidiger; mit seinen Defensivfähigkeiten sowie seinem Körper eignet er sich auch hervorragend als äußerer Innenverteidiger in einer Dreierkette und durchaus auch als 6er. Was Toppmöller taktische Möglichkeiten eröffnet, die wir so bisher nur bedingt hatten und auf die ich später noch genauer eingehen werde.

Als erste Alternative zu Kristensen sehe ich Tuta und nicht Buta. Umgekehrt zu Kristensen ist Tuta ein gelernter Innenverteidiger, der durchaus die technischen Fähigkeiten mitbringt um auch einen ordentlichen Außenverteidiger oder 6er abzugeben.

Damit hätte man auf der Position 2 Spieler mit Profilen, die sich ähnlich genug sind, um bei einem Ausfall nicht die allgemeine taktische Herangehensweise komplett über Bord werfen zu müssen.

Als Nummer 3 hätten wir dann noch Buta, sofern er den Verein nicht noch verlässt. Offensiv ist er ein guter Spieler, aber defensiv, besonders auf der Position des Außenverteidigers, einfach zu schwach. Gegen die richtigen Gegner könnte sein Spielerprofil eher gefragt sein als das von Kristensen oder Tuta, insgesamt hätte sein Verbleib aber nicht wirklich einen Mehrwert und im Kader für die Europa League wird er auch keinen Platz finden.

Den Platz wird Timmy Chandler bekommen, einfach schon wegen seinem Status als Vereinseigengewächs und weil wir ohne ihn einen weiteren Kaderplatz frei lassen müssten.

Innenverteidigung

Rechts in der Innenverteidigung wird Robin Koch einen Stammplatz haben. Ein Spieler, von dem ich ehrlicherweise nicht gedacht hatte, dass er nach seiner Seuchenzeit bei Leeds wieder an seine Freiburger Zeiten wird anknüpfen können. Aber er hat mich Lügen gestraft und sich mit seinen Leistungen in der letzten Saison, vollkommen berechtigt, einen Platz in Nagelsmann’s EM-Kader verdient.

Wenn ich mir etwas bei ihm wünsche, dann dass er sich fussballerisch wieder mehr mit Flankenwechseln und linienbrechenden sowie Steilpässen ins Spiel einbringt. Aber das muss er nicht nur wollen, sondern auch dürfen und die Mitspieler müssen ihm Möglichkeiten dafür geben. Punkt 2 und 3 sind bei uns nicht so häufig gegeben wie zu seiner Zeit im Breisgau.

Sein Nebenmann und hoffentlich kongenialer Partner wird ein Neuzugang sein. Arthur Theate, ein Spieler den ich quasi sofort als Königslösung vorgeschlagen hatte, nachdem die Gerüchte um Koulierakis und Wolfsburg die Runde gemacht hatten.

Mit Koulierakis hatten wir auch einen guten Spieler an der Angel, Theate ist aber jetzt schon so gut, wie Koulierakis lediglich werden könnte. Dazu verfügt er, trotz des relativ jungen Alters von 24 Jahren, schon über ordentlich Erfahrung auf höchstem Niveau. Auch im internationalen Wettbewerb und der belgischen Nationalmannschaft. Und vom Spielerprofil passt er besser zu der möglichen taktischen Herangehensweise, auf die ich später noch eingehen werde.

Erste Wahl als Alternative zu Koch und Theate wird Aurele Amenda sein, zumindest mittelfristig. Bedingt durch seinen Wehrdienst und die unglückliche Verletzung, wegen der er fast die komplette Vorbereitung verpasste, hat er natürlich noch ordentlich Rückstand. Sowohl körperlich als auch was die koordinative Spielbereitschaft angeht. Man sieht bei ihm aber sehr gute Ansätze und die oft gezogenen Parallelen zu Jerome Boateng sind nicht unbegründet. Man hofft natürlich dass es bei den sportlichen Gemeinsamkeiten bleibt und er nicht auch charakterlich in dessen Fußstapfen tritt. Wir werden aber sicher viel Freude mit ihm haben sobald er bei 100% ist.

Hinter Innenverteidiger #4 stehen noch ein paar kleine Fragezeichen. Nnamdi Collins war in der letzten Saison doch sehr weit von Bundesliganiveau entfernt, konnte während der Vorbereitung aber durchaus auf sich aufmerksam machen und überzeugen, weswegen die fast fertig ausgehandelte Leihe zu Nürnberg auch erstmal wieder vom Tisch ist. Neben seiner Größe und Geschwindigkeit bringt er auch Qualitäten als sogenannter Halbraumverteidiger mit, was aus taktischer Sicht nicht unwichtig ist.

Die Fragezeichen beziehen sich daher größtenteils darauf, ob Toppmöller 4 Innenverteidiger plus Tuta ausreichen und ob ihm nur 1 linksfüßiger Innenverteidiger ausreicht. Es steht aber nirgends geschrieben, dass der linke Innenverteidiger Linksfuss sein muss und es gibt genug Beispiele für Innenverteidigungen mit 2 rechtsfüßigen Spielern. Sollte man dort noch Bedarf sehen, kann man dort aber auch noch spät in der Transferphase und notfalls per Leihe reagieren.

Zentrales Mittelfeld

Hier gibt es schon mehr Fragezeichen, obwohl auf den ersten Blick eigentlich nur ein Spieler zu fehlen scheint. Genau wie gegen Ende der Vorsaison hatte Toppmöller während fast der kompletten Vorbereitung aus einem flachen 4-4-2 heaus aufbauen und auch in dieser Formation verteidigen lassen.

Gegen Braunschweig sind wir hingegen in einem 4-3-3 angetretten und Toppmöller hatte dabei taktisch nicht-standardmäßig auf personelle und qualitative Engpässe reagiert.

Für das klassische flache 4-4-2 würde uns nur noch eine Alternative zu Skhiri fehlen. Diese Alternative sollte optimalerweise nicht nur ein reiner Zerstörer sein, sondern auch im Spielaufbau gewisse Qualitäten mitbringen. Ein großer Teil der Fans wünscht sich Pepelu von Valencia und auch ich sehe ihn als Königslösung an. Allerdings wäre er meiner Meinung nach eine Verschwendung von finanziellen Ressourcen, welche auf einer anderen Position besser angelegt wären.

Selbst jemand wie Joris Chotard wäre mir in der Hinsicht zu teuer, da wir mit Skhiri schon einen Stammspieler haben und es eigentlich nur eines guten Backup bedarfs. Solche Spieler, wie zB. Salvatore Esposito oder Mirko Topic, gibt es schon für um 5 Millionen Euro Ablöse.

Sollte Toppmöller, wegen der qualitativen sowie quantitativen Situation auf den offensiven Außen, allerdings hauptsächlich auf ein 4-3-3 wie gegen Braunschweig setzen, so würden wir ggf. einen etwas anderen Spielertyp benötigen.

In dem Fall wäre ein weiterer starker Aufbauspieler und Regisseur wie Götze besser geeignet. Die Defensivaufgaben seines Nebenmanns wären dann eher hohes und frühes Pressing, wofür wir mit Skhiri, Larsson sowie Hojlund schon 3 geeignete Spieler im Kader hätten. Das wäre allerdings eine Spielweise, wofür wir meiner Meinung nach einfach noch nicht stark genug sind und welche wir eher ausschließlich gegen Underdogs nutzen sollten.

Für die Rolle des offensiven 8ers haben wir ausreichend Option, sowohl in Quantität als auch in Bezug auf die Qualität. Larsson dürfte erstmal gesetzt sein und mit Hojlund wurde ein vom Spielertyp ähnlich veranlagter Spieler an den Main gelockt. Beide bringen ordentlich Dynamik und Laufstärke sowie eine hohe Arbeitsmoral mit und sind zudem recht spielintelligent und passsicher. Götze ist eine weitere Alternative und sollten alle Stricke reißen, könnte man auch noch Chaibi von der 10 oder dem linken Flügel auf diese Position ziehen.

Der wird aber hauptsächlich auf diesen angesprochenen Positionen gebraucht werden, wo Uzun als Alternative aufgebaut wird. Der Hype um den Jungen ist nicht unberechtigt und er bringt, was Technik und Spielintelligenz angeht, schon sehr viel mit. Aber auch ihm sieht man, wie bei Brown, die Schwierigkeiten bei der Umstellung von der zweiten auf die erste Bundesliga an. Und er muss sich im Spiel gegen den Ball noch ordentlich steigern. In der 2. Bundesliga kann man einen offensiven Ausnahmekönner mit mäßigem Defensivverhalten noch ausgleichen. In der Bundesliga geht das hingegen nichtmehr so einfach.

Zündstoffpotential, sollte er erstmal für eine Weile nur als Einwechselspieler fungieren, sehe ich hier, auch in Anbetracht starker Konkurrenz wie Chaibi, erstmal nicht.

Offensive Außen und Sturm

Hier kann man Matanovic nur anerkennend auf die Schulter klopfen. Während der Vorbereitung zur letzten Saison war er doch noch sehr weit weg von Bundesligafussball. Aber er hatte während genau dieser Saison enorm gesteigert und sich einen Platz in unserem Kader verdient. Nicht nur als Backup von Ekitike, sondern sicher öfter auch als Sturmpartner neben Ekitike.

Auf genau diesem Ekitike düften diese Saison die meisten Augen ruhen. Wegen der Verbannung aus dem Mannschaftstraining bei PSG, als Bestrafung für den geplatzten Sommerwechsel, ist er nicht gerade in bester körperlicher Verfassung zu uns gewechselt. Und es hatte eine ganze Weile gedauert, bis er zu einem wichtigen Bestandteil unserer Offensive werden konnte.

Aber seitdem er fit ist, ist er aus der Offensive quasi nicht mehr wegzudenken. Seine technischen Fähigkeiten, der Torinstinkt und die Schlitzohrigkeit sind schon außerordentlich und man darf gespannt darauf sein, was er in einer eingespielten Offensive und insgesamt besser abgestimmten Mannschaft auszurichten vermag. Besonders hervorzuheben ist seine Coolness in engen Situationen. Im Gegensatz zu einem anderen technisch beschlagenen Stürmer mit Geburtsort in Frankreich bottled Ekitike nicht, wenn es darauf ankommt.

Dann zu den offensiven Außen und der Position, auf der ich unsere größten Probleme sehe.

Mit Omar Marmoush haben wir dort einen absoluten Topspieler in unseren Reihen. Dahinter geht es aber schlagartig bergab. Dina Ebimbe fehlen die spielerischen Fähigkeiten für die offensiven Außen und er scheint ohnehin vor einem Wechsel nach England zu stehen.

Ein weiteres Beispiel dafür, dass der Verein sich für manche Spieler zu schnell weiterentwickelt. Vor zwei Jahren war er mit seinem Profil und der Qualität her noch ein guter Spieler für uns. Aber bei der aktuellen sowie künftigen Spielweise gibt es für ihn einfach keinen Platz mehr.

Ein weiterer Spieler, für den es schwer werden wird, ist Ansgar Knauff. Der konnte in der letzten Saison ordentlich Scorerpunkte sammeln, aber man sollte sich von den reinen Zahlen nicht täuschen lassen. Wir spielen nicht jedes Wochenende gegen desolate Bayern oder Hoffenheimer, sondern werden öfter gegen defensiv gut organisierte Gegner Lösungen finden müssen. Gegen diese Art Gegner findet Knauff leider keine Lösungen, da er dafür technisch viel zu schwach ist. Und es fehlt ihm an der Übersicht um zu erkennen, wenn sich für ihn mal die Möglichkeit bietet, mal hinter die Kette zu kommen und dort angespielt zu werden. Quasi die einzige Möglichkeit wie wir einen Spieler wie Knauff ins Spiel bringen könnten.

Als Alternativen bleiben dann nur noch Bahoya sowie Lisztes. Ersterer hatte wegen seinen Verpflichtungen bei der französischen U-Nationalmannschaft fast die komplette Vorbereitung verpasst und ist erst einmal hintendran. Und körperlich muss er sich ohnehin weiterhin langsam an die Bundesliga gewöhnen.

Genau wie Lisztes, der aus einer sportlich maximal zweitklassigen Liga zu uns gewechselt ist und dem man Entwicklungszeit zugestehen muss. Entwicklungszeit, welche man ihm voraussichtlich erstmal per Leihe in Holland oder Belgien geben wird.

Auf dieser Position muss also zwingend noch etwas passieren und wir brauchen Spieler mit Soforthilfepotential. Da wird Krösche aber ggf. erstmal noch abwarten. Offensive Außen gibt es wie Sand am Meer, und sobald die Topvereine ihre Kader zurechtstutzen, fallen am Ende oft gute Spieler noch hinten runter. Nicht immer per fixem Transfer, aber zumindest per Leihe, was unser Transferbudget entlasten würde.

Das war es mit der Kaderanalyse und wir gehen ohne weitere Umschweife weiter zum nächsten Punkt. Der möglichen Taktik.

Runner und Sitter – oder: Von Katzen und Hunden

Zuerst einmal müssen wir über Katzen und Hunde reden.

Will man einen ausgewogenen taktischen Ansatz in Bezug auf Raumbesetzung, Spielerbewegungen und defensiver Absicherung wählen, so muss man auf die richtige Rollenverteilung der Spieler achten.

Man braucht eher offensive Spieler, die mit ihren Bewegungen Torchancen ermöglichen, als auch eher defensiv ausgerichtete Spieler, welche ihre offensiven Kollegen absichern und eher aus der Tiefe unterstützen. Im Fussballjargon werden diese Rollenverteilungen allgemein als Sitter + Runner bezeichnet. Oder als Hunde und Katzen, wie der großartige Michael Cox sie in seinem Artikel über die Partnerschaft zwischen Caglar Soyuncu und Jonny Evans charakterisiert hat.

„Dogs are impetuous, energetic and desperate for action. They want to get the ball immediately by chasing after it, jumping towards it, scruffily getting it however they possibly can. They’ll hand over the ball and be keen to go again.

Cats are sly, calculating and remain stationary before suddenly pouncing. They get the ball patiently by positioning themselves intelligently and then calmly throwing out a paw. They’ll keep the ball, so they don’t have to bother getting it for a second time.“

Schaut man sich an, über welche Spieler Michael Cox diesen Artikel verfasst hat, sollte einem sofort klar werden, wo man diese Rollenverteilung immer antrifft und ggf. auch welche Art Spieler man dort haben will.

Die Rolle der Katze, die geduldig abwartet und den Ball abfängt, übernimmt optimalerweise ein schneller und körperlich robuster Innenverteidiger. Nicht nur muss er schnell genug sein, um Sprintduelle gegen einen schnellen (Stoß)Stürmer gewinnen zu können. Er sollte auch relativ kopfballstark und körperlich robust genug sein um auch gegen größere Stürmer verteidigen zu können.

Der Hund ist bestenfalls ein Innenverteidiger des Typus aggressiver Vorstopper. Da er sich größtenteils mit einer Hängenden Spitze herumschlagen muss, ist es von Vorteil, für die Rolle recht bewegliche Innenverteidiger zu haben, die auch technisch beschlagene Dribbler verteidigen können.

Daraus ergibt sich dann auch recht klar die meist übliche Rollenverteilung im Sturm. Man hat idR einen schnellen Stoßstürmer, der an der Abseitslinie „sitzt“ und dort auf Steilpässe wartet. Kombiniert mit dem Typ hängende Spitze oder offensivem Mittelfeldspieler, der sich Freiräume sucht, um angespielt werden zu können oder Passwege auf den Stoßstürmer zu öffnen.

Natürlich gibt es dort auch andere Möglichkeiten, wie wir es zB. zu Zeiten der Büffelherde umgesetzt hatten. Damals hatte sich Haller als Zielspieler ins Mittelfeld fallen lassen, um dort Bälle aufzunehmen und an Jovic weiterzuleiten. Haller als Hund und Jovic als Katze, die geduldig auf von Haller geöffnete Räume gewartet hat.

Die klassische Rollenverteilung im Mittelfeld besteht idR aus einem absichernden Mittelfeldspieler (Holding 6 anyone?) Marke Jens Jeremies, sowie einem eher offensiv ausgerichteten Spieler, welcher sich zwischen den Strafräumen bewegt und die Abwehr mit dem Angriff verbindet. Ein Typus, den in unserem Kader wohl kein Spieler besser verkörpert als Hugo Larsson.

Aber auch hier gibt es andere valide Ansätze. Wie zB. einem defensiv eher durchschnittlichen Spielmacher, der aus der Tiefe das Spiel lenkt, sowie einem aggressiven Nebenmann, der früh presst und dafür sorgt, dass der Spielmacher möglichst selten defensiv in Erscheinung tretten muss. Das den wohl meisten Leser*innen bekannteste Beispiel für so eine Rollenverteilung dürften Schweinsteiger und Martinez bei Bayern München sein.

Wer einmal eine absolute Weltklasseleistung eines defensiven Mittelfeldspieler sehen will, dem empfehle ich den 4:0 Hinspielsieg der Bayern gegen Barcelona in der Saison 2012/13. Martinez hatte damals, alleine in der ersten Halbzeit, 24 Aktionen gegen den Ball und konnte bei jeder einzelnen Aktion den Spielzug von Barca unterbrechen. Entweder durch Gewinnen des Balls oder durch ein Foul. Ein absolut irrsinnige Performance und Hauptgrund für den Sieg der Bayern.

Da bleibt ja jetzt nur noch die Außenbahn und auch hier gibt es mehrere Ansätze. Am häufigsten wird man die Kombination aus sehr offensiven Flügelspieler, mit absicherndem und unterstützendem Außenverteidiger in seinem Rücken, vorfinden.

Eine Kombination, die wir so übrigens auch in den vergangenen Jahren idR, trotz Dreierkette, gespielt hatten. Kostic war der offensive Außen und N’Dicka ist aus der Dreierkette raus- und vorgerückt, um die Rolle des unterstützenden Außenverteidigers hinter Kostic zu übernehmen.

In Zeiten von Außenstürmern und offensiven Außenverteidigern hat man hingegen auch die Möglichkeit, den Außenverteidiger die Rolle des Hundes auf dem Flügel zu übernehmen und den Außenstürmer auf die 10 oder ins Sturmzentrum ziehen zu lassen. Da fehlt dann natürlich die Katze auf der Außenbahn. Diese Aufgabe kann dann, wie oben angesprochen, ein Innenverteidiger übernehmen. Oder der 6er orientiert sich auf die defensive Außenbahn, was aber weitere Rochaden erfordert. Dazu kommen wir gleich noch.

Taktik

Dann mal auf zur Taktik und wie ich mit den vorhandenen Spielern agieren würde.

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Der eine oder andere Leser wird jetzt sicher schon auf die Barrikaden gehen. „Hat der Kerl nicht erst Knauff als nicht gut genug bezeichnet? Aber jetzt steht er in der Startelf? Und was ist mit Chaibi? Der ist doch garkein Flügelspieler!“

Gemach, gemach. Zuerst einmal werden wir gegen den BVB potentiell weniger Ballbesitz, dafür aber mehr Räume zum Kontern haben. Besonders im Rücken der Dortmunder Flügelverteidiger. Da ist ein schneller Spieler wie Knauff nützlich und kann seine Stärken ausspielen. Besonders im Rücken des zu erwartend recht offensiven linken Dortmunder Flügelverteidigers.

Gegen die Hoffenheimer Chaostruppe ist Knauff auch nicht der unpassendste Spieler. Vor Ablauf des Transferfenster sichern wir uns aber hoffentlich noch die Dienste eines besseren Spielers, welcher dann zeitnah Knauff’s Stammplatz übernehmen wird.

Des Weiteren ist das auch nur die Grundformation, in der verteidigt und die sich innerhalb der unterschiedlichen Phasen verändern wird. Zu einer Formation, die eher aussehen wird wie im folgenden Bild.

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Und wieder höre ich das Geschrei. „Jahrelang heult der Mann uns wegen einer Umstellung auf Viererkette die Ohren voll. Und jetzt will er doch wieder mit Dreierkette spielen? Und Kristensen haben wir doch für die Position des Rechtsverteidigers verpflichtet.“

Ich will nicht in einer Dreierkette verteidigen lassen, sondern situativ aus einer Dreierkette heraus aufbauen lassen. Und auch diese Formation hier ist fluide.

Im Spiel gegen Valencia konnte man im Spielaufbau verschiedene Formationen beobachten und auch dort hatten wir, um das gegnerische Pressing zu umspielen, zeitweise aus einer Dreierkette heraus aufgebaut. Nur mit Götze als zentralem Aufbauspieler, der sich zwischen die beiden Innenverteidiger hat fallen lassen.

Es so, mit diesem Personal, zu lösen, bietet einige Vorteile. In meinen Ausführungen zur Sitter + Runner Thematik hatte ich erklärt, dass die offensiven Außen defensive Absicherung sowie offensive Unterstützung benötigen. Und später auf die Spielerprofile von Theate, Kristensen und Tuta hingewiesen.

Sobald wir den Ball vorwärts tragen, können Theate und Kristensen aufrücken und als Sitter für den offensiven Außen fungieren. Geht das Spiel über links, so kann Theate vorrücken, während Koch und Kristensen hinten verbleiben und absichern. Genau umgekehrt, wenn der Ball über unsere rechte Seite geht. Sollte ein „normaler“ Spielaufbau mit Viererkette gewünscht sein, dann muss Kristensen einfach nur auf die Rechtsverteidigerposition rausrücken. Wie man es in der zweiten Halbzeit gegen Valencia öfter beobachten konnte.

Nur funktioniert dieser Wechsel der Aufbauformation, ohne dass sich ein Mittelfeldspieler zwischen die Innenverteidiger fallen lassen muss und dann dort beim Übergang ins mittlere Spielfelddrittel fehlt.

Diese Formation ist auch in anderen Mannschaftsteilen sehr flexibel. Je nach Dortmunder Pressing kann man mit einem alleinigen 6er, sowie 2 8ern in den Halbräumen (Larsson und Chaibi) aufbauen. Oder man zieht Larsson zurück und hat eine Anspielstation in beiden 6er-Halbräumen. Was Skhiri und Larsson dann die Möglichkeit gibt, sich abwechselnd in die Offensive mit einzuschalten. Wie sie es in der Hinrunde der letzten Saison oft getan hatten und was man auch gegen Braunschweig wieder öfter beobachten konnte.

Dann kann man Chaibi als alleinigen 10er im offensiven Mittelfeld belassen oder weist Marmoush an, sich ebenfalls in den 10er-(Halb)Raum fallen zu lassen, um ein sogenanntes Box-Mittelfeld zu formen. Box-Mittelfeld nennt man es, weil man mit je 2 8ern und 10ern ein Viereck, die so bezeichnete Box, in der Zentrale hat.

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Offensiv hat man mit dem Personal sowie der Rollenverteilung alle relevanten Räume besetzt und kann problemlos Möglichkeiten zum Doppeln oder sogar Tripplen erzeugen.

Und auch in der Defensive ist man variabel. Sollte der Gegner versuchen, eher über die Außen zu kontern, dann bietet es sich an, eher in einer Dreierkette zu verteidigen und Theate sowie Kristensen anzuweisen, ihre Offensivausflüge etwas mehr zu dosieren.

Kristensen könnte hingegen deutlich offensiver agieren, wenn der Gegner vermehrt durchs Zentrum kontern will. In dem Fall wäre es besser, wenn Larsson weiter hinten verbleibt und, zusammen mit Skhiri, beide 6er-Halbräume besetzt.

Oder Kristensen agiert invers, sprich er geht nicht gerade vorwärts, sondern zieht nach innen neben Skhiri und ermöglicht so Larsson offensiver zu agieren.

Mit so einer Aufstellung ist dann auch sichergestellt, dass man immer mindestens 2 schnelle Spieler vorne hat, sowie mindestens einen weiteren Spieler mit Speed, der einen kurzen Weg von seiner Defensivposition in die Offensive hat.

Nur 10 Feldspieler, aber unzählige Möglichkeiten das eigene Spiel, in der Offensive und Defensive zu variieren. Einfach nur, weil man die richtigen Spielertypen und vor allem nicht so eindimensionale Spieler hat.

 

Das war es von mir an dieser Stelle. Ich hoffe, dass euch mein Vortrag gefallen hat, und freue mich auf eure Reaktionen. Entweder in den Kommentaren oder hier auf Twitter.

Bildquelle: Dirk Ingo Franke eintrachtadler – Eintracht Frankfurt Football Fans – Flickr – CC BY-SA 2.0

Autor: Maddux

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