In den letzten Wochen wurde der Eintracht öfter vorgeworfen, sie würde überperformen und der Kicker hat gerade erst einen Artikel über die neue Effizienz der Eintracht veröffentlicht.
Meinungen zur, angeblichen, Überperformance der Eintracht und der unnormalen Effizienz kommen oft mit der Kommentar, die Eintracht wäre das neue Union Berlin, das wäre nur Glück und irgendwann würde schon der Einbruch kommen.
Aber ist das so? Überperformed die Eintracht und muss man einen Einbruch befürchten? Der Meinung bin ich nicht.
Zugegeben hat die Eintracht in der Liga mehr Tore erzielt als von den xG zu erwarten waren (+3.57) und auch in einigen Spielen gab es recht extreme Ausreißer zwischen xG und erzielten Toren. Wie zB. dem 7:2 gegen Bochum, als man aus einem xG von 1.97 ganze 7 Tore erzielt hatte.
Und auch das 3:3 gegen die Bayern scheint unverdient zu sein, schaut man sich nur die 1.21 xG aus dem Spiel an.
Das relativiert sich aber wieder, sobald man einen Blick auf eine andere Statistik wirft. Und zwar auf xGOT (expected goals on target). Während xG die Torschußsituation an sich bewertet, so bewertet xGOT auf welche Zone des Tores der Abschluss erfolgt ist.
Und zwischen diesen beiden Statistiken kann es erhebliche Unterschiede geben, wie man zB. am 1:3 durch Vagnoman sehen kann. Dieser Sonntagsschuß hatte ein xG von 0.01, er ist allerdings, nachdem er abgefälscht wurde und dadurch eine krumme Flugbahn bekommen hatte, in einer Torzone mit 0.31 xGOT eingeschlagen.
Diese Diskrepanz zieht sich durch viele unserer Spiele. Das Spiel gegen den VfB konnten wir, trotz einem xG von 2.57 zu 1.33, mit 2:3 gewinnen. Allerdings betrugen die xGOT in dem Spiel 1.27 zu 1.89. Der VfB hatte also recht viele und schlecht platzierte Torschüsse, während wir unsere wenigen Abschlüße gut platziert hatten.
Im 7:2 gegen Bochum betrugen die xGOT 5.32 zu 2.59 und gegen die Bayern hatten wir ein xGOT von 1.65, wobei alleine die 2 Tore von Marmoush ein xGOT von 1.43 hatten.
Wir platzieren unsere Torschüsse also sehr gut und das liegt mMn an gutem individuellem Coaching.
Hört man Fussballkommentator*innen zu, dann hört man oft 2 Phrasen, welche nicht so wirklich zusammenpassen. Läuft ein Spieler auf den Torhüter zu und vergibt, dann reden die Kommentator*innen oft davon, dass der Spieler zu viel Zeit zum Nachdenken gehabt hätte. Versenkt er den Ball hingegen unhaltbar im Netz, dann hat der Spieler klug und überlegt abgeschloßen.
Aber was nun? Soll der Spieler jetzt nachdenken oder nicht? Ist es besser wenn er instinktiv handelt oder wenn er überlegt? Beides kann richtig sein. Und auch falsch.
Unüberlegt und instinktiv zu handeln kann zum besten Resultat führen, besonders in Sportarten, weil da auch das ständige Wiederholen von Spielsituationen im Training ein Faktor ist. Allerdings spielen uns unsere Instinkte auch gerne mal einen Streich und führen dazu, das wir eine schlechte Entscheidung treffen.
Hat man jetzt einen Spieler, der individualtaktisch schlecht ausgebildet ist und nicht weiss was er in der Situation tun soll, dann ist es ungünstig für diesen Spieler nachzudenken. Da ihm die richtigen Vorgehensweisen nicht antrainiert worden, wird er sich potentiell für eine schlechte Option entscheiden oder, weil er zu lange nachdenkt, den Ball sogar verlieren bevor er abschließen kann.
Anders bei einem Spieler mit guter individueller Ausbildung. Da ist es von Vorteil, sich die Zeit zum Nachdenken zu nehmen. Der Spieler weiss was die beste Option für ihn ist und wird dann, sofern er auch technisch sauber ausgebildet wurde und ihm die Spielsituation „eingeschliffen“ wurde, sicher abschließen.
Da reden die Kommentator*innen dann davon, dass der Spieler ruhig und überlegt abgeschloßen hat.
Das Problem vieler Trainer ist es, vorallem in Deutschland, dass sie zu groß denken. Man legt zu viel Wert auf die mannschafts- sowie gruppentaktische Ausbildung und vernachlässigt die individuelle Ausbildung der Spieler.
Viele Trainer verlassen sich auch darauf, dass die Spieler schon gut ausgebildet aus den Nachwuchsleistungszentren rauskommen. Die individuelle Ausbildung ist aber in Deutschland ein großes Problem, welches der DFB glücklicherweise erkannt hat und, unter Leitung von Hannes Wolf, angeht.
Wessen Verein sich keine fertig ausgebildeten Spieler leisten kann, der muss seine Spieler eben selbst individuell besser machen. Ja, diese individuelle Ausbildung kostet Zeit und ist mühseelig. Man muss viel erklären, ständig ein Auge auf den Spielern haben, um sofort korrigierend eingreifen zu können.
Aber diese Mühe lohnt sich. Wenn man sich diese Mühe macht, dann kann man einen guten Instinktfussballer wie Marmoush zu einem aktuell auf Weltklasseniveau performenden Spieler machen.
Und Marmoush ist ja nicht von heute auf morgen so gut geworden. Diese Entwicklung konnte man schon die ganze letzte Saison über sehen. Schaut euch einfach mal Marmoush’s Aktionen vorm Tor sowie seine Laufwege vom Beginn der letzten Saison bis heute an.
Das ist das Resultat von gutem Coaching!