Teil 1: Einleitung + Offensive
Oliver Glasner passt sich systemtechnisch durchaus an seinen Kader an. Beim SV Ried setzte er zunächst auf ein 4-2-3-1, variierte dann aber innerhalb der Saison und beendete sie mit verschiedenen Dreierketten-Systemen (3-4-3 und 3-5-2). Beim LASK spielte er dann ein 4-4-2, welches er bei Ried nur vereinzelt spielen ließ. Erst in seiner dritten Saison beim LASK (2017) wechselte er auf die angeblich „bevorzugte“ Dreierkette und etablierte dort ein 3-4-3 ähnlich zu dem, was die Eintracht derzeit spielt. Das hat er 2 Jahre lang durchgezogen. Nach seinem Wechsel zum VfL Wolfsburg wollte er dort ebenfalls die Dreierkette etablieren, was jedoch aus mehreren Gründen nicht funktionierte:
- Ignacio Camacho als ‚Wolfsburgs Hasebe‘ blieb einfach nicht gesund und verpasste die komplette Saison 19/20 gefolgt vom Karriereende Sommer’20 – Guilavogui ist spielerisch nicht annähernd stark genug dafür
- Selbst Guilavogui musste aus Personalgründen (frühe Verletzung Schlager) nach vorne ins Mittelfeld rücken, d.h. die ZIV-Rolle musste von IVs gespielt werden, was wenig bis gar nicht funktioniert hat
- Generell waren die Innenverteidiger zu langsam – man konnte das relativ hoch stehende und schnelle Spiel nicht genug absichern; dadurch musste sich die Mannschaft insgesamt sehr weit zurückziehen
Das führte dazu, dass die Formation zum einen nicht erfolgreich war, zum anderen soll es Kritik der Spieler gegeben haben, dass die generelle Ausrichtung zu defensiv sei. Nach Niederlagen gegen Bremen und Freiburg entschied sich Glasner dann nach nicht einmal einer halben Saison zu einem Taktikwechsel und probierte den Rest der Saison verschiedene Viererketten-Systeme (4-3-3, 4-3-1-2, 4-4-1-1, 4-4-2) aus, ehe er sich zur Saison 20/21 auf das bekannte 4-2-3-1 festlegte und das die komplette Saison durchzog.
Das in Frankfurt gespielte 3-4-2-1/3-4-3 wurde von ihm nicht nur in der Vergangenheit gespielt, er nutzte es auch mit ähnlichen Ideen. Niko Kovac adaptierte diese Formation von Chelseas Antonio Conte, dessen Ziel es war, seine offensiven Flügelspieler mehr ins Zentrum und zum Abschluss zu bringen. Die im 4-3-3 gespielten Muster sollten natürlicher erreicht werden. Dafür zog er den Sechser in die Abwehrkette zurück und befreite so seine Außenverteidiger zu mehr Offensivarbeit. Diese Idee verfolgte auch Glasner bei seiner Umstellung zur Dreierkette beim LASK. Sportbuzzer fragte in einem Interview, ob aufgrund der offensiven Außenverteidiger seine Außenstürmer gar keine Außen mehr seien. Glasner antwortete: „Genau. Ich will meine abschlussstarken Spieler ja möglichst oft in Abschlussposition bringen. Aber die Grenzen zum 4-3-3 sind da fließend, und wenn es gut läuft, wird das System über kurz oder lang sowieso keine große Rolle mehr spielen.“
Glasner ist also definitiv eines nicht: Festgelegt auf ein System. Egal ob 4-2-3-1 oder die angeblich bevorzugte Dreierkette – Oliver Glasner kann sich anpassen und kann dieselbe Spielidee in verschieden Grundformationen umsetzen. Generell sieht Glasner diese Formationen aber eben nur als Grundlage für die taktischen Muster, die er im Spiel umsetzen möchte. „Ich kann Ihnen jetzt schon zehn Videoausschnitte zeigen, wo Sie nicht erkennen können, welches System wir spielen. Es verschwimmt“, sagte Glasner zum Sportbuzzer.
Schauen wir uns das in Wolfsburg gespielt 4-2-3-1 in seinen Mustern mal genauer an:
Formationen im Aufbauspiel
- Spielaufbau aus Grundformation, zwei hohe AVs, ggf. hoher Achter, 2-4-3-1
Die hauptsächlich gespielte Variante. Gespielt vor allem gegen Mannschaften, die pressen und die Innenverteidiger anlaufen. Die Innenverteidiger lassen sich anpressen, spielen dann über kurze Pässe eine Reihe nach vorne, AVs wie ZM/DMs nehmen den Ball dahinter auf und treiben ihn nach vorne. Lange Vertikalbälle passieren zwar auch häufig, sind aber nicht erstes Ziel. - Spielaufbau aus Dreierkette, Sechser fällt in die IV, 3-3-3-1 bzw. 3-1-5-1
Gegen tiefstehende kreiert Variante 1 keine Räume, da die Stürmer eher die Zentrale zustellen, als die Innenverteidiger anzulaufen. Um trotzdem den eigentlichen Spielmacher (Maxi Arnold) an den Ball zu bekommen, fällt er aus dem Mittelfeld in die Innenverteidigung zurück. Der Sechser kann entweder als Ballverteiler fungieren oder selbst mit dem Ball ins Mittelfeld vordringen, um den Gegner zu Handlungen zu zwingen. Die Außenverteidiger können variabel höher oder tiefer stehen.
Häufige Optionen des Offensivspiels
- Die zentralen Mittelfeldspieler kommen an den Ball, behaupten ihn und spielen entweder lange Vertikalbälle oder gezielt direkte Steckpässe in die Spitze, die hauptsächlich von den Wingern erlaufen werden. (hier ist besonders Schlager sehr stark, da er sehr ballsicher ist und den selbst unter großem Druck gut behaupten kann – so zieht er teilweise 2-3 Spieler auf sich und kreiert Lücken für Steckpässe)
- Die dribbelstarken Außenverteidiger (vor allem Mbabu!) arbeiten an der Seitenlinie mit dem Ball nach vorne. Werden sie attackiert, ergeben sich hinter dem pressenden Spieler Lücken für den Winger, den Zehner oder im zentralen Mittelfeld. Das hohe Tempo der Außenverteidiger birgt immer die Option, diese per Doppelpass tief zu schicken.
- Durch Spielverlagerungen (meist aus dem ZM, Arnold!) auf den ballfernen Außenverteidiger (ggf. auch Winger) kreiert man viel Unruhe, die man durch frühe und schnelle Flanken ins Zentrum (in Richtung Weghorst) ausnutzen möchte.
- Bei hohem Pressing der Gegner ist der hohe und weiter Ball immer eine Option – die laufstarke Offensive kann auch eher ungefährliche Bälle erlaufen.
- Bei tiefstehendem Gegner sind ebenfalls gerne mal hohe Bälle gesehen – Ziel ist aber nicht der freie Raum hinter der Abwehr, sondern der Mittelstürmer (Weghorst) direkt – dieser legt zwischen die Ketten ab, von wo aus die offensive Dreierkette gerne abschließt.
- Bei einem Aufbau aus der Dreierkette dribbelt Arnold ins Mittelfeld und spielt gezielte Steilpässe auf die Außenverteidiger oder Winger.
Basis-Motive im Aufbauspiel
- Weghorst zieht als „falsche neun“ die Abwehr raus, dort entstehen Lücken für tiefe Läufe
- Gezielte Steckpässe durch die Abwehrkette
- Dribblings und 1 gegen 1-Situationen über die Flügel
- Gefahr über Abpraller, selbst bei Nicht-Ankommen der langen Bälle (unter Glasner wird kein großer Wert auf Passstatistiken gelegt; ein tiefer Ball muss nicht sofort ankommen, um gefährlich zu sein)
- langsameres Kombinationsspiel nur wenn nötig; am liebsten mit dem größtmöglichen Zug in Richtung Tor
Basis-Motive im Finishing:
- Viele Spieler (vor allem offensive Dreierreihe) postieren sich in der „Zone 14“ (die Zone zentral vor dem Strafraum), um Steckpässe zu erlaufen, Fernschüsse zu probieren oder einfach Abpraller zu erobern (Brekalo 4, Baku 3 Tore aus Zone 14; 12 Tore von außerhalb des Strafraums, nach Bayerns 15 zweitbester Wert).
- Überladen des Strafraums – jeder Spieler kann Abschlussspieler sein (selbst Ridle Baku hat ein Kopfballtor); dadurch entstehen wiederum Räume im Rückraum.
- Ganz simpel: Wout Weghorst. Ein dominanter Stürmer erarbeitet sich Tore, selbst wenn er nicht in Szene gesetzt wird.
Teil 2: Defensive + Umschalten + Allgemeines
Defensive und Pressingverhalten
Angriffspressing im 4-2-3-1 mit „Front 4“
Nach einem Ballverlust geht es nahezu immer ins Angriffspressing. Hierbei arbeiten vor allem die vorderen 4 Spieler, während die 6 dahinter sehr stabil bleiben. Schlager schaltet sich situativ mit ins Pressing ein, generell soll aber eine defensive Stabilität bestehen bleiben. So kann das Überspielen des Pressings trotzdem gut verteidigt werden (ein großes Problem während der Dreierkette, bei der damals die Dreierkette + AVs defensiver standen, aber beide ZM/DMs gepresst haben – das öffnet vor allem Zentral viele Räume vor der Abwehrkette, die stark ausgenutzt wurden). Ziel ist es nicht per se, mit diesem Pressing den Ball zu gewinnen, sondern den Gegner zu langen Bällen zu zwingen – um dann mit den physisch starken Defensivspielern (Brooks!) Kopfballduelle zu gewinnen oder durch das eigene Tempo (Lacroix!) lange Bälle einfach abzulaufen. Vor allem in dieser Disziplin ist der „Pressing-Zehner“ Gerhardt bei Wolfsburg sehr stark gewesen. Angriffspressing findet nach sehr natürlichen Pressing-Triggern statt: Eigene Ballverluste, gegnerische Pässe zurück, Läufe mit Ball in Richtung eigenes Tor, kurze Abstöße.
Mittelfeldpressing aus dem 4-4-2
Baut der Gegner ruhig auf, verteidigt Glasner (bei Wolfsburg) gerne in einem flachen 4-4-2. Hierbei schiebt der „Pressing-Zehner“ als zweite Spitze neben Weghorst, die Winger lassen sich fallen. Um eine schnelle Spielverlagerung zu unterbinden, schiebt der ballferne Winger etwas raus. Man bietet Passräume ins Zentrum an, um dort die Pressingfalle zuschnappen zu lassen (Schlager ist hier Balleroberer, 604 Pressures sind der sechstbeste Wert der Bundesliga, außerdem bester ZM; 140 gewonnene Bodenzweikämpfe sind achtbester Ligawert). Nimmt der Gegner die Passoptionen durchs Zentrum nicht an, geht man ins Mittelfeldpressing zur Seitenlinie über.
Mittelfeldpressing zur Seitenlinie
Ein Pressingverhalten, das ich in dieser Konsequenz und Häufigkeit noch nicht allzu oft gesehen habe. Vor allem bei selbst sehr defensivem Verhalten gegen ruhiges Aufbauspiel der Gegner füllte Wolfsburg das Zentrum. Vorteile: Schnelles eigenes Konterspiel bei Balleroberung, Unterbinden des Kombinationsspiels der Gegner, Füllen der „Zone 14“. Man bietet dem Gegner aktiv die Pässe an die Außenlinie und das Spiel über die Flügel an, um dann konsequent und im Verbund zur Seitenlinie zu pressen. Der tiefstehende Außenverteidiger bildet die Blockade des Angriffs (Folge: Otavio und Mbabu gewinnen sehr viele Bälle). Auch hier geht es nicht unbedingt um den eigenen Ballgewinn, sondern auch darum, die langen Bälle zu provozieren. Lange Bälle nach vorne – Halbfeldflanken werden durch die großen physischen Innenverteidiger abgefangen. Lange Bälle zurück – die schnellen Winger können schnell Umschalten und gewinnen hier ggf. den Ball, was eine hohe Kontergefahr bringt. Gerade dieses taktische Element gefällt mir sehr gut – und fehlte bspw. bei der Dreierketten-Formation Beginn 19/20.
Abwehrpressing bei Kombinationsspiel bis neben den 16er
Es ist kein wirkliches Abwehrpressing – jedoch wird auch neben dem 16er sehr aktiv nach außen verteidigt. Hierbei bilden jeweils der Außen- und der Innenverteidiger einer Seite einen „Block“, es wird gemeinsam verteidigt. Anstatt dann aber mit dem zweiten Innenverteidiger nachzuschieben, bleibt dieser zentral, um die Physis gegen Flanken im Zentrum nicht zu verlieren – nachgerückt wird aus dem Mittelfeldzentrum (Sechser/Achter), um die entstehenden Räume zu füllen.
Umschaltmomente
Defensives Umschalten geht fast immer zunächst ins Angriffspressing der Front 4 wie beschrieben. Die Defensive Absicherung dabei wird vor allem durch das hohe Tempo der Verteidiger (Lacroix!) gewährtleistet.
Offensives Umschaltverhalten ist noch etwas ausgereifter. Die Außenverteidiger starten gerne früh in die Tiefe (manchmal zu früh…). Das schnelle Umschaltspiel findet meist sehr schnell statt. Ein langer Ball, der erlaufen wird, Flanke, Abschluss, Fertig. Ziel ist es immer, die „abschlussstarken Spieler möglichst oft in Abschlussposition bringen“ (Glasner). Jedoch gilt an dieser Stelle: Defensive Ordnung vor offensivem Konter. Ist die Formation gerade chaotisch, pausiert man lieber den Angriff, sortiert sich und spielt dann ruhiger, als aus dem Konter wieder ausgekontert zu werden.
Generelles zur Taktik
Glasner sieht die Taktik variabel. Es ist eine Grundstruktur, um die Spielweise zu verwirklichen. Während gewisse Verhaltensmuster möglicherweise formationsbezogen sind, ist es die generelle Spielidee und taktische Ausrichtung nicht. Glasner hat eine Idee, wie er Fußball spielen lassen möchte – und das zieht er durch.
Wichtig dabei ist das Dominieren der Zone 14 – defensiv möchte man sie absichern, offensiv möchte man sie füllen und von dort zum Abschluss kommen.
Glasner-Fußball ist Tempo-Fußball – offensiv wie defensiv. Spieler von Glasner müssen vor allem eins: Laufen. Und das schnell. Ein paar Liga-Statistiken:
- Schnellster IV-> Lacroix (35,75 km/h Topspeed)
- Zweitschnellster AV -> Otavio (35,52 km/h Topspeed)
- Meiste Laufdistanz MS -> Weghorst (364,9 km)
- Meiste Laufdistanz offensive Flügel -> Baku (351,5 km)
- Meiste „intensive Läufe“ -> Baku (2829) & Weghorst (2693)
- Meiste „intensive Läufe“ Verein -> Wolfsburg (26287)
- Meiste Sprints -> Baku (1061)
- Meiste Sprints Verein -> Wolfsburg (8481)
Bei Standards sichern die Außenverteidiger gegen Konter ab – sie sind schnell und zweikampfstärker als die offensiven Flügel.
Fußball wird vertikal gespielt. Steckpässe aus dem zentralen Mittelfeld, Steilpässe in die Tiefe auf Winger, Steilpässe auf die hochstehenden Außenverteidiger, schnelle Abschlüsse. Glasner möchte so schnell und so oft wie möglich abschließen.
Teil 3: Mögliche Probleme + Spielerprofile bei WOB
Problemstellen im Spiel
In den Spielen ohne Arnold gab es immer wieder Probleme mit der Verteidigung der Zone 14. Guilavogui und Schlager wollten beide offensiver arbeiten, sodass dahinter massive Lücken entstanden sind, die die Innenverteidiger nicht wegverteidigen konnten.
Ähnliche Probleme gab es in der Dreierkette – vor allem dadurch, dass die zwei zentralen Spieler damals mitgepresst haben, was die Lücken zwischen den Linien noch mehr vergrößert hat. Glasner lässt seine Innenverteidiger eher selten rausrücken, weshalb es wichtig ist, dass dieser Bereich von vorne verteidigt wird.
Die Abwehr ist sehr stabil im Raum – man deckt keine einzelnen Spieler. Das führt dazu, dass Chaos-Fußball und viele Positionsrotationen zu Verwirrungen und Missmatches in der Defensive führen. Auch Einläufer der Gegenspieler (vor allem aus dem zentralen Mittelfeld) verteidigen sie eher schwach, da sie diese nicht Mann gegen Mann verteidigen und nominell in Unterzahl geraten können, was die Innenverteidiger vor die Wahl stellt, wen sie nicht verteidigen – und der ist dann frei und anspielbar.
Die hohen Außenverteidiger sorgen für Kontergefahr bei Fehlern im Aufbauspiel, besonders andribbelnde Innenverteidiger sind eine Gefahr – weshalb man das auch selten sieht (zumindest nicht, wenn man mit 2 IVs aufbaut). Aber auch abgefangene Bälle zwischen ZM/DM und AV sorgen für Gefahr.
Bei Spielsystemen, die das Spiel sehr breit machen und mit einer guten schnellen Spielverlagerung arbeiten, gab es Probleme, weil das Verschieben des Pressings hier etwas träge ist. Beispiele wären hier das Rückrundenspiel gegen Frankfurt oder auch die Bayern. Das Pressing als Block zu einer Seitenlinie hin, eröffnet dem Gegner Räume auf der ballfernen Seite.
Während die Mannschaft sehr diszipliniert und geordnet spielte, waren die meisten Spieler immer sehr fokussiert auf ihre Aufgaben – ich hatte selten das Gefühl, dass die Spieler bei Fehlern ihrer Mitspieler den Meter mehr für ihre Mitspieler machen. Diese Mentalität, die gerade Frankfurt auszeichnete, dass jeder für seinen Nebenmann noch mitkämpft, hat etwas gefehlt.
Mögliche Probleme bei der Eintracht
Glasner ist kein Meister des Kadermanagements. Weder beim LASK noch bei Wolfsburg war er sehr rotationsfreudig. Hat er seine Startelf gefunden, spielt die – wenn es geht immer. Dadurch wird es für Talente sehr schwierig, auf Spielzeit zu kommen – Beispiele wären hier Nmecha oder Bialek, die beide hinter Weghorst kaum auf Einsatzzeiten kamen und auch sonst nicht bzw. selten eingebaut wurden. Generell gibt es Spieler, die immer wieder geringere Einsatzzeiten haben. Bruma bspw. hatte vergangene Saison keine einzige Spielminute. Auch ein Otavio kam 19/20 nur auf 5 Einsätze (380 Minuten), Nmecha in der Hinrunde 19/20 auf 6 Einsätze (128 Minuten). Das führt nicht nur zu unglücklichen Spielern tiefer im Kader, sondern auch zu einer hohen Belastung der Startelf. Entsprechend sehen auch die Leistungen zum Saisonende aus, die in der Regel etwas schlechter sind als der Rest der Saison. 20/21 verlor Wolfsburg 4 der letzten 7 Spiele. 19/20 gewann man an den letzten 4 Spieltagen nur gegen Schalke. 17/18 verlor Glasner mit dem LASK die letzten 4 Spiele. (18/19 beim LASK war eine starke Endphase).
Weiterhin könnte es schwierig werden, gewisse Spieler in sein Spielsystem zu integrieren – vor allem Tempo ist in Frankfurt eher Mangelware. Während Krösche sich sicher ist, dass man Younes integrieren können wird und Glasner einen Spieler wie ihn in Wolfsburg einfach nicht gehabt habe, hatte Krösche als erstes Ziel aber auch ausgerufen, mehr Tempo für die Offensive einzukaufen. Ich bin gespannt, wie Glasner spielen wird – hier ist aber Kreativität gefragt, wenn er an seiner vertikalen schnellen Spielphilosophie festhalten möchte. Generell ist Frankfurts Kader eher nicht auf Schnelligkeit ausgelegt, auch wenn man vereinzelt sehr schnelle Spieler hat (Kostic, Barkok, Ache, NDicka). Frankfurt ist 9. in Sprints (7893) und 10. in intensiven Läufen (24739).
Das Problem mit Schmadtke könnte sich ebenfalls auch in Frankfurt ergeben. Während ich gute Hoffnungen habe, dass die Zusammenarbeit hier besser funktionieren wird, hatte Glasner auch seinen Anteil an den Auseinandersetzungen in Wolfsburg. Beispielsweise forderte er einen teuren Flügelspieler-Einkauf – und das vor allem deshalb, weil sein Wunschtransfer mit dem Profil „schneller Flügelspieler“ Joao Victor geflopt ist. Gerade dass er sich genötigt sah, die Transferstrategie öffentlich (!) anzuzweifeln, macht mir etwas Sorgen. Dieses „an die Öffentlichkeit Gehen“ hat uns ja bspw. bei Bobic sehr gestört Anfang des Jahres.
Außerdem gab es Probleme mit Spielern – ich denke, das wurde (wie auch Schmadtke) ewig ausdiskutiert, das muss ich hier nicht detaillierter auseinanderpflücken.
Spielerprofile bei Wolfsburg im 4-2-3-1
Innenverteidiger – hohe Schnelligkeit, Physis, kopfballstark, Spielstärke zweitrangig
Außenverteidiger – hohe Schnelligkeit, Dauerläufer, dribbelstark, Flanken, Defensiv-/Zweikampfstärke zweitrangig
Sechser – laufstark, ballsicher, Kreativkern (viele Steckpässe, Spielverlagerungen und Steilpässe), sehr sauberes Passspiel, Distanzschütze, Flair/Surprise-Effekt zweitrangig
Achter – laufstark, Ballsicherheit ist key!, Stellungsspiel wichtig, zweikampfstark, Kreativität zweitrangig
Zehner/HS – Tempo (schnell wie wendig), gute tiefe Läufe, affin auf den Flügeln (Philipp auch LF, Gerhardt auch LV), spielerische Qualität eher zweitrangig (Gerhardt zweikampfstärker, Philipp spielerisch stärker – der spielerisch beste Mehmedi konnte sich nicht durchsetzen)
Flügelspieler – Tempo (schnell wie wendig)!, Läufe hinter die Abwehrkette, Ball erlaufen, zentrumsorientierte Dribbler, Distanzschützen
Stürmer – schnell, physisch, abschlussstark mit Fuß und Kopf (Weghorst halt)
Autor: Nik Staiger (Twitter @Nik_Staiger)