13 Jahre nach seinem Profi-Debüt für den SC Freiburg beendet Johannes Flum seine Karriere beim SC Freiburg II. Bei seinem Herzensklub verabschiedet er sich mit einem Tor.
„Eine beeindruckende Karriere“ geht zu Ende
Standing Ovations. „Flum! Flum! Flum!“-Sprechchöre. Alte Bilder auf der Anzeigentafel. Umarmungen von allen Mitspielern und die Übergabe der Spielführerbinde an Sandrino Braun-Schumacher. Der Abschied von Johannes Flum war ein ganz besonderer, denn er beendet seine Karriere bei seinem Herzensverein. Hier begann er seine Karriere – im Dreisamstadion in Freiburg.
Und in diesem Dreisamstadion beendete er sie auch. „Ich habe mich unglaublich gefreut, dass ich meine Karriere hier beenden durfte, wo alles angefangen hat. Und dass ich zum Abschluss mein erstes Drittliga-Tor geschossen habe“, erklärt Flum nach dem Spiel. Denn er verwandelte einen Elfmeter zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung.

Kapitän bei SC Freiburg II: Johannes Flum (Foto: nur-der-scf.de)
„Er soll sein letztes Profispiel nochmal genießen“, forderte Trainer Thomas Stamm ihn auf. „Es war eine beeindruckende Karriere, die er hingelegt hat.“ Das tat er. Stamm hätte das Spiel zwar gerne gewonnen – für die tollen Zuschauer, aber auch für „Flummi“ hätte er sich diese Geschichte gewünscht. Doch das wird die Freude über eine lange Karriere nicht trüben, besonders aufgrund des Tor-Debüts.
Unter Christian Streich gewachsen
Unter Trainer Christian Streich hatte Johannes Flum einen Wachstumsschub – wörtlich wie fußballerisch. „Mit 14 Jahren war er noch der Kleinste. Mit 19 war er einer der Größten. Da ist er Mords in die Höhe geschossen“, schwelgt der Freiburger Profitrainer in Erinnerungen.
Als U19-Trainer kannte Streich Flummi „sehr früh. Schon als 14-Jährigen, als er zu uns gekommen ist.“ und unter Streich machte er die Schritte zum Profi: „Er hat wahnsinnig viel auf sich genommen. Er hatte immer einen langen Weg vom Hochrhein über den Schwarzwald zu uns ins Training.“
Der gebürtige Waldshuter (an der Grenze zur Schweiz) sei ein toller Spieler gewesen. Mit ihm habe man immer gut arbeiten können. Und auch er selbst habe sich vieles erarbeitet. „Er hat sich all diese Bundesliga-Spiele erkämpft!“, lobt Streich seinen langjährigen Schützling. „Er wohnt jetzt auch in meiner Gegend. Ich freue mich sehr, dass er bei uns ist und ich ihn immer wieder sehe. Das ist toll!“
Über die Regionalliga nach Europa
Nach einem zweijährigen Intermezzo zur Entwicklung beim SC Pfullendorf in der Regionalliga (die zweite Mannschaft des SC Freiburg war damals längst nicht so erfolgreich wie heute) kehrte Johannes Flum 2008 zu den Freiburgern zurück und kam vorrangig im Profikader zum Einsatz. Dort kämpfte er sich zum Stammspieler und gehörte zu der Mannschaft, die sich – ähnlich dieser Saison – für den Europa-Pokal qualifizieren konnte.
In fünf Jahren machte Flum 130 Pflichtspiele für die erste Mannschaft des SC Freiburg. Dabei half er als Stammspieler 2008/09 beim Wiederaufstieg in die Bundesliga und etablierte sich mit seinem Jugendverein im Fußball-Oberhaus. Durch seine Vielseitigkeit half er dem SC Freiburg auf diversen Mittelfeld-Positionen und in der Europa-Saison sogar in der Innenverteidigung zum Erfolg.
Über Umwege zurück nach Freiburg
„Er hat bei uns eine super Zeit gehabt, doch jetzt möchte er eine neue Herausforderung annehmen“, erklärte Streich 2013. Dabei bezog er auf Flums bevorstehenden Wechsel zu Eintracht Frankfurt. Ein Abgang, den auch Streich etwas unglücklich zur Kenntnis nahm. Er war einer von vielen Leistungsträgern, die den SC Freiburg in diesem Sommer verließen.
Bei Eintracht Frankfurt, die sich einen Platz hinter Freiburg ebenfalls überraschend für die Europa League qualifizierten, gab es vor allem finanziell mehr zu holen. Denn obwohl die Eintracht im Vorjahr erst aufgestiegen war, war Frankfurt der etabliertere Bundesligaklub. Bei einer beeindruckenden Europa League-Tour scheiterte man im Sechzehntel-Finale nach zwei Unentschieden am FC Porto.

Johannes Flum im Trikot von Eintracht Frankfurt. (Foto: Eintracht Frankfurt)
Doch an die Erfolge aus der Freiburger Saison kam er in der Bundesliga mit Eintracht Frankfurt nicht heran. Zwar spielte er selbst lange als Stammspieler, wurde dann jedoch von mehreren Verletzungen (Schulterverletzung, Muskelfaserriss, Kniescheibenbruch, Achillessehnenprobleme) ausgebremst. Er entschied sich 2017 für den Schritt zurück in die zweite Liga zum FC St. Pauli
Bei den Hamburgern fand er zu alter Fitness zurück und konnte sich als Persönlichkeit weiterentwickeln. Auf St Pauli kam er in 80 Pflichtspielen zum Einsatz und wuchs zum Ersatzkapitän heran. In 20 Spielen trug er die Binde. Eine Entwicklung, die für seine weitere Karriere wichtig sein sollte. Denn als Führungsspieler wurde Flum 2020 zum SC Freiburg zurückgeholt.
Kapitän, Aufstieg, Dreisamstadion
Johannes Flum kommt in die Heimat. Er sollte jedoch nicht die Profis verstärken, sondern als Führungsspieler in der zweiten Mannschaft agieren. Dort wurde er Kapitän und führte die junge U23. Und zwar bis zur Regionalliga-Meisterschaft 2020/21 und dem zugehörigen Aufstieg in die dritte Liga.

Johannes Flum bei der Meisterfeier vorne mit dabei. (Foto: nur-der-scf.de)
Mit sieben Scorern hatte er nicht nur als Führungsspieler einen großen Anteil am Freiburger Erfolg. In der darauffolgenden Saison spielte der jetzt 34-jährige Flum nicht mehr die große Rolle als Spieler, seine Führungsstärke wurde umso wertvoller. Denn mit seiner Hilfe als Anführer beendete man eine starke Saison auf Platz 11 und hielt die Klasse.
Im Abschlussjahr kam ihm noch eine besondere Ehre zu Teil: Der SC Freiburg weihte sein neues Europa-Park Stadion ein. Beim Eröffnungs-Testspiel gegen Flums Ex-Klub St. Pauli durfte er natürlich nicht fehlen und erhielt von Streich einen weiteren Einsatz bei den Profis. Der Vorteil außerdem: Die U23 spielte von nun an in seinem geliebten Dreisamstadion – wo alles begann.
Was die Zukunft bringt
Doch Schluss ist für Flum beim SC Freiburg noch lange nicht. Ab Sommer wird er auf die Trainerbank wechseln. Bei der U16 der Breisgauer fungiert er zunächst als Co-Trainer, doch sowohl sein jetziger Trainer Thomas Stamm als auch Ex-Trainer Christian Streich sind sich sicher: Ihm steht eine Trainerkarriere bevor!
„Ich bin überzeugt, dass er ein sehr, sehr guter Jugendtrainer wird. Weil er einfach ganz viel mitbringt und gerne mit Jugendlichen arbeitet. Und weil er ein Gespür für sie hat“, schwärmt Streich von seinem Schützling. Wir werden sehen, was die Zukunft für „Flummi“ bereithält. Er wäre nicht der erste Ex-Spieler, der es bei Freiburg auf die Trainerbank schafft. „Es ist eine wirklich tolle Geschichte mit ihm!“
Quelle Titelbild: nur-der-scf.de
Autor: Nik Staiger (Twitter @Nik_Staiger)
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