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Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt: Mit Transfereinnahmen zur Top-4-Mannschaft

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In der heutigen Fußballwelt ist es für viele Klubs unmöglich geworden, mit den finanziellen Schwergewichten aus England, Spanien oder Paris in puncto Transfers mitzuhalten. Dennoch gelingt es einigen Bundesliga-Vereinen, durch strategisches Handeln und kluge Transferpolitik nachhaltig sportlichen Erfolg zu erzielen.

Zwei besonders prägnante Beispiele sind Bayer 04 Leverkusen und Eintracht Frankfurt. Beide Klubs haben in den letzten Jahren konsequent auf ein Modell gesetzt, bei dem hohe Transfereinnahmen aus dem Verkauf von Leistungsträgern genutzt werden, um sukzessive eine Mannschaft aufzubauen, die regelmäßig um die Top-4-Plätze der Bundesliga mitspielen kann.

Transferstrategie: Einnahmen als Grundlage für den sportlichen Aufbau

Leverkusen als Vorbild der Effizienz

Bayer Leverkusen ist spätestens seit der Ära von Sportdirektor Simon Rolfes ein Paradebeispiel für eine moderne, strategisch orientierte Kaderplanung. Der Transfer von Florian Wirtz zum FC Liverpool im Sommer 2025 markiert dabei einen neuen Höhepunkt. Laut „Transfermarkt“ wechselte das Eigengewächs für eine garantierte Ablösesumme von 125 Millionen Euro zu den „Reds“, hinzu kommen leistungsabhängige Boni, die den Deal auf bis zu 140 Millionen Euro anwachsen lassen können. Damit übertrifft Wirtz sogar den Rekordtransfer von Kai Havertz (80 Mio. Euro zu Chelsea im Jahr 2020).

Wichtig ist dabei: Das Geld fließt nicht sofort, sondern in Raten. Laut „Welt“ wurde das Modell bewusst so gewählt, um die Steuerlast zu strecken und finanzielle Flexibilität zu behalten. Rolfes erklärte hierzu: „Die Ratenstruktur erlaubt es uns, in mehreren Jahren strategisch zu investieren, ohne sofort unter Druck zu stehen.“

Frankfurts Weg mit kleinerem Budget

Auch Eintracht Frankfurt hat sich in den letzten Jahren ein Profil als „Verkäuferklub mit Ambitionen“ erarbeitet. Nach dem Gewinn der Europa League 2022 und der anschließenden Qualifikation für die Champions League nutzte man das gestiegene Renommee, um Spieler wie Filip Kostic (für rund 17 Mio. Euro zu Juventus), Daichi Kamada (ablösefrei zu Lazio Rom) oder Evan Ndicka gewinnbringend abzugeben – zumindest sportlich, im Falle von ablösefreien Abgängen sogar schmerzhaft. Dennoch gelingt es Sportvorstand Markus Krösche, immer wieder junge, entwicklungsfähige Spieler zu verpflichten, die entweder selbst zu Leistungsträgern werden oder mittelfristig mit Gewinn verkauft werden können.

Fallstudie Bayer Leverkusen: Titel gewinnen trotz Aderlass

Nach dem historischen Double 2023/24 – dem Gewinn der Meisterschaft und des DFB-Pokals – stand Bayer Leverkusen vor einer besonderen Herausforderung: Ein Großteil der Titelmannschaft wurde im Sommer 2025 verkauft oder verließ den Verein. Neben Florian Wirtz wechselten auch Jonathan Tah (mutmaßlich zu Manchester United), Jeremie Frimpong und Victor Boniface ins Ausland. Die Transfererlöse summieren sich auf über 200 Millionen Euro, die Transferbilanz liegt laut „Transfermarkt“ aktuell bei einem Plus von etwa 162,8 Millionen Euro – ein Novum in dieser Größenordnung für einen deutschen Topklub.

Simon Rolfes betont dabei den langfristigen Plan: „Mit der Wirtz-Ablöse wollen wir die nächste Titelmannschaft aufbauen“, so der Sportdirektor gegenüber Transfermarkt.de. Dabei setzt Leverkusen vor allem auf junge Spieler mit Entwicklungspotenzial, wie den niederländischen Torhüter Mark Flekken (verpflichtet für 9 Millionen Euro), Noah Mbamba (Rückkehr von Leihe), und Talente wie Tyler Morton und Malick Fofana. Insgesamt wurden neun neue Spieler verpflichtet, von denen viele weniger als 15 Millionen Euro gekostet haben.

Rolfes betont dabei: „Wir bräuchten das Dreifache an Budget, um die alte Mannschaft zurückzukaufen.“ Das zeigt deutlich, wie klug eingekauft wurde – aber auch, dass man sich bewusst in eine Übergangsphase begibt.

Fallstudie Eintracht Frankfurt: Kontinuität trotz Umschichtung

Eintracht Frankfurt hat sich nach dem Abgang von Adi Hütter 2021 und dem Gewinn der Europa League 2022 sukzessive neu aufgestellt. Unter Markus Krösche wurde das Transfermodell professionalisiert. Zwar konnte man sich bislang nicht mit absoluten Rekordtransfers wie Leverkusen messen, doch auch in Frankfurt wird systematisch aufgebaut: Spieler wie Omar Marmoush, der ablösefrei vom VfL Wolfsburg kam, entwickelten sich schnell zu Leistungsträgern. Gleichzeitig investiert der Klub gezielt in Talente aus dem In- und Ausland – etwa im Fall von Hugo Larsson (Schweden), Jessic Ngankam oder Jean-Mattéo Bahoya.

Frankfurt verfolgt ein ähnliches Prinzip wie Leverkusen, jedoch auf niedrigerem Budgetniveau. Die Einnahmen aus Transfers und internationalen Erfolgen werden nicht für kurzfristige „All-in“-Investitionen verwendet, sondern zur Stabilisierung und schrittweisen Verbesserung des Kaders genutzt. Ziel bleibt es, sich dauerhaft für internationale Wettbewerbe zu qualifizieren und in die Top 4 der Bundesliga vorzustoßen.

Vergleich: Zwei Wege, ein Ziel

Beide Vereine eint die Philosophie, sich nicht über externe Investoren, sondern über sportliche und wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu definieren. Leverkusen hat dank des Rückhalts von Bayer AG historisch bessere Voraussetzungen, agiert aber dennoch mit Augenmaß. Frankfurt hingegen muss bei jeder Personalie noch sorgfältiger wirtschaften.

Gemeinsamkeiten:

  • Transfereinnahmen als Basis der Weiterentwicklung
  • Fokus auf junge, entwicklungsfähige Spieler
  • Vermeidung kurzfristiger Großausgaben ohne Substanz
  • Akzeptanz von Übergangsphasen im sportlichen Verlauf

Unterschiede:

  • Leverkusen operiert mit höheren Summen und größerem wirtschaftlichem Spielraum
  • Frankfurt ist stärker auf ablösefreie Transfers, Leihspieler und mittelfristige Entwicklungen angewiesen
  • Leverkusen strebt konkret die Meisterschaft und Titel an, Frankfurt fokussiert sich auf Stabilität und CL-Qualifikation

Risiken und Herausforderungen

Die Strategie ist nicht ohne Risiko. Junge Spieler benötigen Eingewöhnungszeit, es fehlt oft an Erfahrung auf internationalem Niveau. Besonders nach dem Umbruch drohen Leistungslücken, wie auch Simon Rolfes offen zugibt: „Wir müssen Geduld haben. Eine neue Mannschaft braucht Zeit, um zusammenzuwachsen.“

Zudem ist der Markt volatil: Ein misslungener Transfer oder eine unerwartete Verletzung wie bei Patrik Schick 2023 kann einen Kader ins Wanken bringen. Die Konkurrenz aus München, Leipzig und zunehmend auch Stuttgart und Hoffenheim verschärft den Kampf um Top-Platzierungen zusätzlich.

Ausblick und Erfolgsindikatoren

Kurzfristig wird es für beide Vereine entscheidend sein, sportlich stabil zu bleiben. Für Leverkusen bedeutet das: erneute Champions-League-Qualifikation, gute Platzierung im DFB-Pokal und vielleicht ein Achtelfinale oder Viertelfinale in Europa. Frankfurt hingegen strebt erneut Platz 5–6 an, mit gelegentlicher CL-Qualifikation durch Pokal oder Liga.

Mittelfristig ist das Ziel klar: Die Durchlässigkeit vom Talent zur ersten Elf soll erhöht, die Nachwuchsarbeit (insbesondere bei Leverkusen) besser eingebunden werden. Auch die wirtschaftliche Unabhängigkeit durch Transfererlöse soll weiter Bestand haben.

Langfristig könnte insbesondere Leverkusen eine echte Meisterschaftsoption bleiben, wenn es gelingt, das Wirtz-Modell zu replizieren – etwa mit Talenten wie Fofana, Grimaldo oder Hložek. Frankfurt könnte sich – analog zu Atlético Madrid – als unangenehmer, effizienter Champions-League-Stammgast etablieren.

Gezielte Reinvestitionen

Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt zeigen, dass es möglich ist, über kluge Transferpolitik und gezielte Reinvestitionen eine Mannschaft aufzubauen, die auch ohne Milliarden-Investoren um die Champions-League-Plätze mitspielen kann. Während Leverkusen aktuell mit mehr Mitteln ausgestattet ist und ambitionierter Richtung Titel schaut, bleibt Frankfurt ein Beweis dafür, dass sich auch mit geringerem Budget und kluger Planung Großes erreichen lässt.

Beide Klubs sind auf einem nachhaltigen Weg – ein Signal an die Bundesliga, dass Erfolg nicht immer nur mit Geld, sondern auch mit Vision, Geduld und Strategie erkauft werden kann.

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