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Warum Niko Kovac sofort freigestellt werden muss

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Seit der Abgang von Niko Kovac beschlossene Sache ist, lässt es Eintracht Frankfurt an allem mangeln, wofür man diese Saison stand: Defensive Stabilität, Leidenschaft, Kämpferherz, voller Einsatz. Die Kovac’schen Tugenden gehören der Vergangenheit an. Höchste Zeit für den Abschied.

Dass ein Trainer nach einer desolaten Niederlage gegen eine B-Mannschaft seines zukünftigen Arbeitgebers mal kurz zur Familie nach Hause fährt, okay, kann man machen. Aber dass er sich von Bruno Kovacevic, dem Fuhrpark-Leiter des FC Bayern München und Chauffeur von Präsident Uli Hoeneß, kutschieren lässt (siehe hier), der auch schon im Wechseltheater eine gewisse Rolle spielte, ist ein absolutes NoGo. Wir reden hier über den Gegner im Endspiel des DFB-Pokals! An jeder anderen Stelle im Arbeitsleben würde ein Mitarbeiter, der eine solche Nähe zu einem Konkurrenten zeigt, sofort entlassen werden.

Dazu kommt: Seit klar ist, dass Niko Kovac zu den Bayern geht, ist die Mannschaft desolat. Nur ein Sieg aus den letzten sechs Spielen – im Pokal gegen Schalke, als der Anreiz Finale die Spieler noch einmal genug motivieren konnte. Das war’s. Dazu Niederlagen in einer Höhe, die in der Hinrunde undenkbar gewesen wären. Die drei letzten Spiele: 2:11 Tore, null Punkte.

Solange Niko Kovac authentisch wirkte, solange konnte man ihm alles glauben: Seine Reden von Tugenden wie Einsatzbereitschaft und harter Arbeit. Doch jetzt ist alles weg. Und ganz ehrlich: Was soll ihn ein DFB-Pokal jucken, wenn ihm bei seinem künftigen Arbeitgeber die Erfolge für die Vita garantiert sind? Wenn er #standjetzt mit seinem künftigen Arbeitgeber schon so sehr verbandelt ist, dass ihm jegliches Augenmaß abgeht für angemessenes Verhalten? Welche Steilvorlage für das Marketing-Team von Sixt… 😉

Die mögliche neue Unruhe, die eine sofortige Freistellung Kovacs bringen würde, ist ein Klacks gegen das, was zu gewinnen ist. Denn die SGE verspielt das Versprechen einer großartigen Saison. Ja, Platz 8 und Pokalfinale hätte jeder Eintracht-Fan vor Saisonbeginn mit Freude unterschrieben. Doch jetzt ist die Saison weitestgehend gespielt, es war so viel mehr drin, von Champions League bis Europe League und Pokalgewinn. Nun vermutlich auf Platz 8 abzuschließen und im Pokalfinale von den Bayern abgeschossen zu werden, ist kein Trost. Beim aktuellen Stand muss man auch von herben Niederlagen gegen Hamburg und Schalke ausgehen. Schlimmer als zuletzt kann es nicht werden.

Bei einer Truppe, die angeblich völlig fit ist und doch nicht mehr viel auf die Reihe bekommt, muss es am Trainer liegen. Also: Kovac freistellen und IRGENDEINE Interimslösung zu präsentieren, ist besser als das aktuelle Gewürge und ein Trainer, dem wirklich keiner mehr etwas abnimmt. Es muss nicht unbedingt der Trainer sein, der ab kommender Saison übernimmt und vielleicht verbrannt wird. Es braucht jetzt jemand mit genügend taktischem Verständnis und Motivationskunst, der gegen entsprechende Boni (Erreichen der EL, Gewinn des Pokalfinales) für drei Spiele ran und sich zeigen darf. Jemand, der den zuletzt Chancenlosen wie Stendera noch einmal eine Motivation bietet, der noch einmal etwas aus einer auseinander gebrochenen Truppe heraus holt. Ob interne oder externe Lösung, Hauptsache, die Farce hat ein Ende. Bitte, Herr Bobic, Sie sind gefragt.

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Stimmen zum Wechseltheater um Niko Kovac

An dieser Stelle nochmal Stimmen zum Wechsel von Niko Kovac, die ursprünglich zu einem eigenen Artikel werden sollten. Aber der aufgrund der plötzlichen Dynamik und der Frustration unterblieb.

Im Rahmen der Kovac-Geschichte lief die oftmals kritisierte Sportredaktion der Frankfurter Rundschau endlich wieder zu sprachlicher Größe auf:

Es ist die gnadenlose, unterkühlte Art des 46-Jährigen, die so bitter aufstößt, und dass er seinen eigenen moralischen Ansprüchen nicht gerecht wird. Es ist die Scheinheiligkeit und die leise Ahnung, belogen und betrogen worden zu sein, die den Anhängern so zusetzt. Und auch das Gefühl, den Mann, dem sie vertrauten und glaubten und für einen besseren Menschen hielten, offenbar nie richtig gekannt zu haben. Denn Kovac ließ am Freitag seine Maske herunter und zeigte sein zweites Gesicht, das die meisten gar nicht kannten. Er hat sich binnen 36 Stunden selbst demontiert und sein fast schon errichtetes Denkmal mit einem Schlag zerstört. Schafft auch nicht jeder in dieser Rekordzeit. Quelle FR.

Wie schon oft gesagt: Niemand mißgönnt es Kovac, dass er diese Chance ergriffen hat. Es ist die Art und Weise, wie das Ganze ablief:

Niemand nimmt dem 46-Jährigen die am Freitag geäußerte Version ab, er habe erst am Tag zuvor eine Anfrage des Rekordmeisters erhalten und dann mehr oder weniger spontan zugesagt – was aufgrund seiner Ausstiegsklausel legitim war. Quelle FR.

Allein, dass der Ex-Pressechef des FCB der Medienberater von Niko Kovac ist, zeigt die enge Verbandlung. Vom Fuhrparkleiter bis zur medialen Vermarktung: Überall ist FCB drin:

„Im Dezember schon habe es ein Treffen zwischen Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, Kovac-Berater Alen Augustincic und seinem Medienberater Markus Hörwick „Ex-Bayern-Pressechef“ gegeben. Das ist nicht mal so unwahrscheinlich, würde es doch erklären, weshalb die Gespräche in Frankfurt über eine angedachte Vertragsverlängerung erst einmal auf Eis gelegt wurden.“ Quelle FR.

Geiler Reim. Und trifft leider auf fast jedes Spiel der SGE zu mittlerweile:

„When your coach tells you goodbye, it’s not easy to play (rhyme only available in British English)“. Quelle FR.

Und Kovac war wohl eh nur die Nummer Fünf auf der Bayern-Liste, wahrlich viel Wertschätzung für jemanden, der in Frankfurt zur Legende hätte werden können:

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Noch ein Video, wie sehr Hübner an den Verbleib von Kovac glaubte, Stand 04.02.18:

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Noch etwas aus der Müncher TZ:

Offenbar hatte sich Kovac schon vor etwa zwei Wochen im Geretsrieder Restaurant Italy mit den Bayern-Bossen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge getroffen. Kovac, der seit zwei Jahren in Frankfurt lebt und als Trainer die Eintracht aus der Abstiegszone in Schlagweite zu den Champions-League-Plätzen führte, kam, doch sicher nicht zum Pizza-Essen in den Münchner Süden. Nicht in dieser heißen Phase der Saison. Nicht wenn die Bayern-Bosse eine Trainer-Absage nach der anderen kassieren. Es wäre schon ein verrückter Zufall. Quelle TZ.

Gen Ende hin möchte ich diesen Post von User Zen aus dem SGE-Forum mit seiner freundlichen Genehmigung komplett zitieren – er gibt wirklich alles wieder, spricht mir absolut aus der Fan-Seele:

Kann man Niko Kovac den Wechsel zum FC Bayern übel nehmen? Auf rein professioneller und sportlicher Ebene sicher nicht. Wie hier schon zigfach erwähnt wurde, ist es die Art und Weise, die übel aufstößt.

Ich habe während seiner Amtszeit von Woche zu Woche, von Pressekonferenz zu Pressekonferenz, von Statement zu Statement, einen immerzu wachsenden Respekt für Niko Kovac entwickelt. Und es war nicht nur bezogen auf unsere Eintracht, die guten Ergebnisse, die Aufbruchsstimmung im Verein und die immerzu betonte enge Zusammenarbeit zwischen Trainerteam, Mannschaft und Management/Vorstand. Auch zu Themen außerhalb unseres Vereins wählte Kovac immer wieder Worte, die mich mit Stolz erfüllt haben, dass gerade dieser Mann unsere Trainerposition bekleidet.

So zum Beispiel die Äußerungen zu den Fällen Dembele und Aubameyang, zur negativen Schnelllebigkeit der heutigen Zeit, seine positive Anerkennung für Christian Streich und den SC Freiburg, wonach er sich für mehr Bundesligisten solch eine langfristige Zusammenarbeit zwischen Trainer und Verein wünscht und nicht zuletzt seine Ansprache bei der Mitgliederversammlung, nebst lebenslanger Vereinsmitgliedschaft.

Ganz besonders wiegten die Worte im Ohr: „Wo ist der Vertrag, der zählt? Früher galt das gesprochene Wort. Inzwischen zählt ein Fünfjahresvertrag genauso wenig wie ein Halbjahresvertrag. Das ist sehr bedenklich.“

Kovac wurde über die Zeit zur positiven Identifikationsfigur, werkelte fleißig am Image des Mannes, zu dem man gerne aufschaut, dessen Namen man zu beinahe jeder Zeit wohlwollend in den Mund nahm – und das sogar über die eigene Vereinsgrenze hinaus.

Im Vorfeld zur heutigen Verkündung wurde viel spekuliert. Diverse Aussagen konnten als eindeutig zweideutig interpretiert werden und boten Raum für ein entsprechendes Medienecho. Doch trotz aller bis dato fiktiven Unklarheit galt es für mich als nahezu ausgeschlossen, dass Kovac bei einer Entscheidungsfindung, in welche Richtung sie auch gehen mag,  seine Authentizität einbüßen würde. Nicht er, der sich stets integer und glaubwürdig präsentierte.

Wie habe ich mich getäuscht.

Seine einleitenden Worte konnten grotesker nicht sein. Man hatte den Eindruck, Kovac wollte in bester Kasperletheater-Manier einer Gruppe von Kleinkindern weiß machen, der Himmel wäre rosa und statt Regen würden Marshmallows zur Erde fallen. Ernsthaft, wer in aller Welt soll den Worten Glauben schenken, dass am gestrigen Donnerstag die erste Kontaktaufnahme mit dem FC Bayern stattgefunden haben soll. Und dabei ist es mir egal, ob sein Berater involviert war, oder nicht, auch dieser vertritt direkt die Interessen seines Klienten und stochert nicht ohne Kovacs Wissen in fremden Gefilden herum.

Er möchte uns weißmachen, dass es lediglich eines (!) Anrufes aus München bedurfte, um eine sofortige Entscheidung über seine sportliche Zukunft zu fällen. Wo bleibt in dieser Causa der sonst so oft verkündete Respekt, die Vertrautheit und freundschaftliche Bande zu den Offiziellen des Vereins? Wie ist so ein Verhalten zu erklären? Keine Rücksprache, keine Darlegung der Situation. Nein, von Anfang an vollendete Tatsachen. Und das nur wenige Wochen nach seiner öffentlich in Szene gesetzten lebenslangen Mitgliedschaft. Das Angebot wäre wohl ansonsten fristlos verfallen, wenn er ohne Zusage den Hörer aufgelegt hätte. Wie kann Kovac glauben, dass bei aller medialen Durchsichtigkeit der heutigen Geschäftsgebaren im Fußball, jemand ernsthaft in Erwägung ziehen könnte, diesem Märchen auf den Leim zu gehen. Ich saß mit offenem Mund vor dem Bildschirm und traute meinen Ohren nicht.

An dieser Stelle möchte ich zunächst Fredi Bobic beglückwünschen zu seinen treffenden Worten in Richtung Trainer und aufnehmenden Verein. Ich würde mir an seiner Stelle komplett vorgeführt und veräppelt vorkommen. In dieser Phase der Saison ist ein solches Verhalten einfach unentschuldbar. Es gefährdet alle Ziele, für die man während der aktuellen Spielzeit hart gearbeitet hat. Und dann hat die betreffende Person auch noch die Chuzpe, sich eine augenscheinlich konstruierte „Wahrheit“ zurechtzulegen, die jedwede Kritik von vornhinein im Keim ersticken soll. Ist das nicht schön?

Und für mich waren die Nachfragen der Presse auf diese Posse von Kovac noch viel zu seicht. Zumal sich Kovac in seinen Schlussworten gar selbst als Lügner abstempelt auf die Frage zu seinen Aussagen der vergangenen Woche: „Ich hätte sagen können ‚Nein‘, aber dann hätte ich gelogen.“ Geht es noch schlimmer? „Aber letztlich habe ich die Wahrheit gesagt. Sie werden sagen ‚es war ein offenes Türchen‘, aber, ich habe die Wahrheit gesagt. Und das ist genau der Punkt, wenn ich kategorisch gesagt hätte ‚nein‘, dann hätten sie sagen können ich habe gelogen, aber ich habe nicht gelogen, weil ich das so gesagt habe.“

Puff, da geht es hin, das letzte bisschen Respekt vor diesem Mann. Mit welcher emotionalen Kälte und Kalkül er hier eine Rechtfertigung seiner, im besten Winkeladvokaten-Stil getroffenen, Aussagen verkaufen möchte, geht für mich, in Anbetracht seiner eigenen Vorstellung von Moral, auf keine Kuhhaut. Dazu klingelt es mir zudem noch von letzter Woche in den Ohren, als Kovac den traurigen Verlust von Josip Simunics Tochter anbrachte und daran erinnerte, dass es wichtigeres im Leben gibt, als sich zu Vorgängen im Fußballgeschäft zu äußern und so die Nachfragen der Journalisten zu seiner eigenen Person im Keim erstickte. Emotional berührend und authentisch kam es mir in der vergangenen Woche rüber, wenn ich heute darüber nachdenke… komme ich um den Verdacht der Instrumentalisierung (nicht seiner Trauer, das möchte ich hier eindringlich betonen, sondern dem Vermeiden eines klaren Statements) leider nicht mehr herum. So sehr wurde am heutigen Tag die Glaubwürdigkeit von Kovac für mich erschüttert.

Im englischen Sprachgebrauch gibt es die Redewendung

Your mouth is writing checks your ass can’t cash

Dies passt hier meiner Ansicht nach wie die Faust auf’s Auge. Als Eintracht Fan fühle ich mich im höchsten Grade verschaukelt. Ich hoffe, dass durch den ganzen Verein eine Trotzreaktion fahren wird, um die gesteckten Ziele der europäischen Teilnahme und dem Pokalfinale, trotz dem bevorstehenden Verlust einer wichtigen Führungskraft, zu erreichen.

Doch dieser Tag hat in meiner Fan-Seele deutliche Spuren hinterlassen.

Bleibt zum Schluss nur noch, die Ultras der SGE zur Wort kommen zu lassen mit Fotos aus dem Spiel gegen Leverkusen, wo die Jungs wieder einen großartigen Support geleistet haben:

„SGE, wir sind da, jedes Spiel, ist doch klar, Spieler kommen, Trainer gehen – scheißegal, die SGE.“

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Autor: Aschebercher

In der Jugend Linksverteidiger. Bis heute leicht traumatisiert von Linksaußen, die nicht nach hinten arbeiten wollen und die Schienenspieler-Karriere ruiniert haben :) Irgendwann nach Frankfurt gezogen und der magischen Eintracht verfallen. Redakteur und Autor bei verschiedenen subkulturellen Magazinen.

2 Kommentare

  1. Alle Ansätze sind richtig. Aber die SGE Verantwortlichen sind zu tranig, um zu reagieren. Der Trainer hätte direkt nach seinem Statement beurlaubt werden müssen. Typisch Eintracht. Eine ordentliche Saison wird in unprofessioneller Art und Weise versemmelt. Europa hin und das DFB-Pokalfinale wird vom Steuerhinterzieher gesteuert und Kovac wird brav gehorchen. Hoeneß wird die Mannschaft der SGE aufstellen und die Bauern gewinnen ohne einmal auch nur minimal bedrängt zu werden. Wir werden als faire Finalgegner gelobt und gegen die Bauern 4-5 Treffer zu kassieren schafft ja schon die C Elf vom Samstag.

  2. Pingback: Eintracht Frankfurt - der neue Hybrid - die Saison 2018/2019

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