Nach sieben langen Jahren in der 2. Bundesliga hat der Hamburger SV am 10. Mai 2025 mit einem beeindruckenden 6:1-Sieg gegen den SSV Ulm die Rückkehr in die Bundesliga perfekt gemacht. Dieser Triumph markiert das Ende einer beispiellosen Leidenszeit für den einstigen Bundesliga-Dino.
Doch wie konnte es dazu kommen, dass ein Traditionsverein wie der HSV so lange in der Zweitklassigkeit verweilte? Welche Fehler wurden gemacht, und wie gelang schließlich der Wiederaufstieg? Eine Analyse.
Der historische Abstieg 2018: Ein Traditionsverein am Boden
Der HSV war bis 2018 der einzige Verein, der seit Gründung der Bundesliga ununterbrochen in der höchsten Spielklasse vertreten war. Doch in der Saison 2017/18 war es soweit: Der erste Abstieg in der Vereinsgeschichte wurde Realität.
Die Gründe waren vielfältig:
- Führungschaos: Ständige Wechsel in der Vereinsführung führten zu Unruhe und fehlender Kontinuität.
- Fehlende Wintertransfers: In der entscheidenden Phase der Saison wurden keine Verstärkungen geholt, was von vielen als grober Fehler angesehen wurde.
- Trainerwechsel: Mit Christian Titz wurde ein U23-Trainer zum Chefcoach befördert, was als Zeichen der Resignation gewertet wurde.
Die Folge war der Abstieg am 34. Spieltag, trotz eines Sieges gegen Borussia Mönchengladbach. Die Fans reagierten mit Enttäuschung und Wut, es kam zu Platzstürmen und Protesten.
Sieben Jahre Zweitklassigkeit: Eine Analyse der Fehler
Sportliche Inkonstanz und verpasste Chancen
In den folgenden Jahren scheiterte der HSV mehrfach knapp am Wiederaufstieg. Oftmals lag das Team zur Winterpause auf einem Aufstiegsplatz, brach jedoch in der Rückrunde ein.
Ein Beispiel ist die Saison 2023/24, in der der HSV trotz guter Ausgangslage am Ende nur den vierten Platz belegte. Defensive Schwächen und mangelnde Effizienz vor dem Tor wurden als Hauptgründe identifiziert.
Kaderplanung und Transferpolitik
Die Transferpolitik war häufig von kurzfristigem Denken geprägt. Spieler wurden geholt, ohne in ein langfristiges Konzept zu passen. Zudem fehlte es an einer klaren Spielphilosophie, was sich negativ auf die Kaderzusammenstellung auswirkte.
Verletzungen von Schlüsselspielern wie Sebastian Schonlau beeinträchtigten zusätzlich die Stabilität des Teams.
Führungsprobleme und fehlende Vision
Die Vereinsführung wechselte mehrfach, was zu Unsicherheit und fehlender Kontinuität führte. Eine klare Vision für die Zukunft des Vereins war lange Zeit nicht erkennbar.
Erst mit der Verpflichtung von Sportvorstand Stefan Kuntz im Jahr 2024 kam neue Stabilität in die Führungsetage. Kuntz setzte auf Kontinuität und eine klare strategische Ausrichtung.
Der Weg zurück: Der Wiederaufstieg 2025
Die Verpflichtung von Merlin Polzin
Im November 2024 wurde Merlin Polzin zum Cheftrainer befördert, nachdem er zuvor als Co-Trainer tätig war. Polzin brachte frischen Wind und eine klare Spielidee mit. Er setzte auf ein 4-3-3-System mit offensivem Pressing und schnellem Umschaltspiel.
Die Spieler sprachen sich deutlich für Polzin aus. Mittelfeldspieler Jonas Meffert betonte: „Wir haben unter Merlin Polzin einen Zwei-Punkte-Schnitt – das sagt alles.“
Kaderverstärkungen und Teamgeist
Mit der Verpflichtung von Davie Selke im Winter 2025 wurde die Offensive gezielt verstärkt. Selke brachte Erfahrung und Torgefahr mit und wurde schnell zu einem Führungsspieler.
Zudem förderte Polzin den Teamgeist durch gemeinsame Aktivitäten und eine offene Kommunikation. Die Trainingsmethoden wurden angepasst, mit kürzeren, intensiveren Einheiten und spielerischen Elementen.
Sportlicher Erfolg und Aufstieg
Unter Polzin zeigte der HSV eine beeindruckende Serie: In den ersten sechs Spielen unter seiner Leitung blieb das Team ungeschlagen und erzielte die meisten Tore der Liga.
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Der entscheidende Moment kam am 10. Mai 2025, als der HSV mit einem 6:1-Sieg gegen den SSV Ulm den Aufstieg perfekt machte. Trotz eines frühen Rückstands dominierte das Team das Spiel und sicherte sich verdient zumindest den zweiten Platz in der Tabelle. Jetzt geht es in Konkurrenz mit Köln noch um die Meisterschaft der zweiten Liga.
Ein Neuanfang mit Perspektive
Der Hamburger SV hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und mit einer klaren strategischen Ausrichtung, einer stabilen Führung und einem engagierten Trainerteam den Wiederaufstieg geschafft.
Der Verein steht nun vor der Herausforderung, sich in der Bundesliga zu etablieren und die positiven Entwicklungen fortzusetzen. Mit dem eingeschlagenen Weg und dem Vertrauen in junge, talentierte Spieler sowie einer klaren Spielphilosophie scheint der HSV gut gerüstet für die Zukunft.
Die Rückkehr in die Bundesliga ist nicht nur ein sportlicher Erfolg, sondern auch ein Symbol für den Neuanfang eines Traditionsvereins, der bereit ist, aus der Vergangenheit zu lernen und eine erfolgreiche Zukunft zu gestalten.